Bioethik aktuell

Abtreibung: Britische Ärzte weigern sich, Abtreibungen durchzuführen

Gewissenskonflikte und geringes Ansehen führen zur Ablehnung von Abtreibungen

Lesezeit: 01:09 Minuten

In Großbritannien zeichnet sich eine „Abtreibungskrise“, ab, berichtet The Independent (16. 04. 2007). Zu viele, vor allem jüngere Ärzte, würden sich unter Berufung auf ihr Gewissen weigern, Abtreibungen durchzuführen. Jährlich werden laut Zahlen des National Health Service 190.000 Abtreibungen allein in England und Wales durchgeführt - der Höchststand seit Jahren. Nun warnt das Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (RCOG), dass es schon in wenigen Jahren zu Engpässen kommen könnte. Ann Furedi, Geschäftsführerin des British Pregnancy Advisory Service will alles daran setzen, um Ärzte zu motivieren, Abtreibungen auch weiterhin durchzuführen. Sie spricht von einer drohenden „Krise“. Laut Independent sind die Schlüsselfaktoren dafür, dass immer weniger Ärzte Kindestötungen durchführen wollen, ethische und religiöse Überzeugungen sowie das geringe Ansehen als „Abtreibungsarzt“. Gynäkologen, die sich auf Fertilitätsbehandlungen für kinderlose Paare spezialisiert haben, werden hochgeschätzt, nicht aber wenn sie sagen, dass sie Abtreibungen durchführen. „Keiner schüttelt dir nachher die Hand (…), niemand hat das Gefühl, dass er etwas Gutes für jemand anderen getan hat“, sagt der britische Arzt James Gerrard im Interview. Seit den 90er Jahren führt er keine Abtreibungen mehr durch und rechnet mit dem Verständnis seiner Umgebung. Die Menschen würden verstehen, dass es sich um eine persönliche Entscheidung des Arztes handle und würden sie respektieren, so Gerrard.

Institut für Medizinische
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