Bionische Rekonstruktion: Das Ende der Leiblichkeit?

Imago Hominis (2023); 30(2): 113 – 120
Oskar C. Aszmann

Zusammenfassung

Wir leben in einer mehr und mehr technologisierten Welt. Wenige Abläufe in der heutigen Zeit sind ohne die direkte Anwendung oder Hilfestellungen von technischen Hilfsmitteln möglich. Die Interaktion mit diesen Artefakten wird zunehmend verleiblicht, um einen noch intuitiveren Umgang zu ermöglichen. Mechatronische Hände und Füße stellen hier nur eine medizinische Anwendung dar, welche den unmittelbaren Verlust leiblicher Kompetenz ersetzen soll. Aber gerade hier sehen wir die Schwierigkeiten, welche diese Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine mit sich bringt. Zwar sind die physikalischen oder chemischen Größen biologischer Systeme prinzipiell auch im technologischen Umfeld nutzbar, aber eben nur sehr limitiert. Es besteht eine Art ‚Komplexitätsimpedanz‘, welche nur in einem sehr geringen Maß einen Informationstransfer zulässt. Auf die Möglichkeiten und Limitierungen dieser bio-technologischen Schnittstellen will dieser Artikel eingehen.

Schlüsselwörter: Patient, Verletzlichkeit, Leiblichkeit, Prothetik, Biotechnologie

Abstract

We live in an increasingly technological world. Few processes today are possible without the direct application or assistance of digital and technological aids. Interaction with these artefacts is becoming increasingly embodied to enable even more intuitive handling. The replacement of lost bodily competence with bionic hands and feet is only a medical application of this universal quest. This specific application, however, reveals the difficulties we face when trying to interface men with machines. The physical or chemical signals parameters of biological systems can in principle be used in a technological environment but only to a very limited extent, as there is a “complexity impedance” that prevents smooth bi-directional information transfer. This article explores the possible benefits and limitations of such bio-technological interfacing.

Keywords: bioengineering, embodiment, cyborg, body enhancement, transhumanismus

Anschrift des Autors:

Univ.-Prof. Dr. Oskar C. Aszmann
Leiter des klinischen Labors für Bionische
Extremitätenrekonstruktion
Stv. Leiter der Univ.-Klinik für Plastische,
Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
Medizinische Universität Wien
Spitalgasse 23, A-1090 Wien

oskar.aszmann(at)meduniwien.ac.at

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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