Bioethik aktuell

Abtreibung: Männer berichten über Wut und Schmerz nach Abort ihres Kindes

„Wir haben abgetrieben“: Deutsches Zeitmagazin interviewt zehn Väter

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Die Gefühle des Kindsvaters nach einer Abtreibung gehört noch heute in der weiten Öffentlichkeit zu den Tabuthemen. In der deutschen Wochenzeitung Die Zeit (online, 12. 02. 2009) sprechen zehn betroffene Männer über das Erlebnis der Abtreibung ihres Kindes, über Wut, Schmerz und Unsicherheit. Die Männer, die bereit waren, über ihre Erlebnisse reden, wollen das Tabu brechen und Aufmerksamkeit für ihre Sicht der Dinge gewinnen. Denn oftmals bleibt vielen Vätern nach einer Abtreibung nur die Sprachlosigkeit. „Männer reden zwar darüber, als ob es sie nichts anginge, und sie wissen auch wenig“, sagt der deutsche Männerpsychologe Wolfgang Neumann, „aber innerlich sind sie stärker beteiligt, als sie gewöhnlich glauben. Selbst hinter einer emotionslosen Fassade steckt oft viel Wut über die eigene Ohnmacht. Und da sind auch Enttäuschung und Trauer über den Verlust.“ „Anders als Frauen sind Männer auf eine ungewollte Schwangerschaft meist nicht vorbereitet“, schildert die Psychologin Helgard Roeder. Sie hatte Anfang der 90er-Jahre selbst eine Studie mit Paaren zum Thema Abtreibung durchgeführt. Männer „reden untereinander nicht über solche Erfahrungen. Die Frauen bekommen oft gar nicht mit, wie es den Männern geht.“ Nach Roeders Untersuchungen hatte nur ein Zehntel der Männer der Frau zu einer Abtreibung geraten, die allermeisten waren einem Kind gegenüber nicht prinzipiell ablehnend gewesen. Sie fühlten sich jedoch in dieser Situation alleingelassen und orientierungslos. Nach der erfolgten Abtreibung berichteten sie über Ängste, Unruhe und Schlaflosigkeit. Wie Frauen spüren auch Männer die Enttäuschung und Trauer über den Verlust eines Kindes, sagt Psychologe Neumann.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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