Bioethik aktuell

Drogen: UNO betrachtet steigenden Cannabis-Konsum mit Sorge

Legalisierung führt zu mehr Konsum, Zahl der Designer-Drogen hat sich verdreifacht

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246 Millionen Menschen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren konsumieren weltweit illegale Drogen. Das geht aus dem aktuellen Drogenbericht 2015 des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) hervor. Rund 27 Millionen Menschen hätten einen problematischen, teils schwer gesundheitsschädigenden Drogenkonsum. 190.000 Menschen sind im Jahr 2013 durch Suchtgiftkonsum ums Leben gekommen, heißt es in dem anlässlich des Internationalen Tag gegen Drogenmissbrauch und -handel in Wien präsentierten Bericht (online, 26.6.2015).

Der Markt für sogenannte Designer-Drogen, allen voran Methamphetamine, nimmt weiter zu, in Europa und Nordamerika insbesondere der Konsum von Crystal Meth. Die Anzahl dieser synthetischen Drogensorten mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit hat sich damit von 2009 bis 2014 mehr als verdreifacht. Im Dezember 2014 waren dem UNODC bereits 541 sogenannte neue psychoaktive Substanzen bekannt, das sind 20 Prozent mehr als im Jahr davor.

Die illegale Droge Nummer 1 in Europa bleibt Cannabis. 23,3 Prozent der Europäer ab 15 Jahren haben in ihrem Leben zumindest einmal schon an einem Joint gezogen. Österreich liegt hier mit 14,2 Prozent im europäischen Mittelfeld. 14,6 Prozent der 19,3 Millionen Konsumenten waren im Alter zwischen 15 und 34 Jahren, heißt es im 20. Europäischen Drogenbericht (EMCDDA, online, 4.6.2015), drei Millionen konsumieren Cannabis täglich (vgl. Pressemitteilung, Mai 2015). Ein Fünftel aller Patienten, die in eine stationäre Behandlung kommen, geben inzwischen Cannabis als Primärdroge an (vgl. Standard, online, 4.6.2015).

Der UNODC-Report betrachtet diesen steigenden Cannabiskonsum mit Sorge. Der Suchtstoff THC wird mit Abhängigkeiten und psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Auch die Zahl der Gesundheitsprobleme, die auf Cannabis zurückzuführen sind, nimmt zu (vgl. IMABE 2015: Cannabis-Konsum schädigt Gesundheit von Jugendlichen). Die Cannabisprodukte weisen schon seit Jahren eine immer höhere Wirkstoffkonzentration auf. Durch den steigenden THC-Gehalt wirken sie noch gesundheitsschädlicher.

Angesichts dieser Entwicklungen halten Mediziner und Suchtexperten eine Legalisierung der Droge für „verantwortungslos“ (vgl. Deutsches Ärzteblatt, online, 29.6.2015). Sie fordern stattdessen eine umfassendere Präventionsstrategie, die öffentliche Aufklärung mit der von Schulen und Eltern kombiniert und auf die Wirkungen und Risiken von Cannabis hinweist (vgl. Süddeutsche Zeitung, online, 27.6.2015).

Der Weltdrogenbericht 2015 analysiert anhand des US-Bundesstaats Colorado auch die Folgen einer Legalisierung von Cannabis. Seit 1. Jänner 2014 dürfen die Einwohner Colorados erstmals in der Geschichte der USA die Droge in Geschäften legal erwerben. Voraussetzung ist ein Mindestalter von 21 Jahren. Das Ergebnis: Der Konsum sei deutlich höher geworden als im amerikanischen Durchschnitt, ebenso sei die Zahl an Anrufen bei Gift-Notfallstellen sprunghaft gestiegen sowie die Inanspruchnahme der Notaufnahmen von Krankenhäusern - erstmals auch Fälle von Kindern, die Cannabis-Produkte verschluckten (vgl. FAZ, online, 26.6.2015). Die Justiz sei weniger belastet, da der Cannabisbesitz nicht mehr strafbar ist. Und der Staat habe erhöhte Steuereinnahmen zu verbuchen: Allein im Dezember 2014 waren es rund 8,5 Millionen Dollar. Ein Vergleich zu den gesamtwirtschaftlichen Kosten aufgrund gesundheitlicher Folgen des erhöhten Konsums fehlt allerdings in der Analyse.

Institut für Medizinische
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