Bioethik aktuell

Embryonenforschung: Österreich hat international gesehen stärkste Vorbehalte

Laut internationaler Umfrage ist die Akzeptanz aber gestiegen

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Im Vergleich zu 2003 steigt offenbar in vielen Industriestaaten die Zustimmung zur embryonalen Stammzellforschung. Dennoch sind die ethischen Vorbehalte nicht vom Tisch. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten, nun veröffentlichten Umfrage der BBVA Foundation - einer Stiftung der spanischen Bank BBVA mit Hauptsitz in Bilbao. Die BBVA Foundation hat die Studie Einstellungen zur Biotechnologie nach 2003 heuer zum zweiten Mal durchgeführt. Abgefragt wurden Zustimmung/Ablehnung zur Embryonenforschung in 1.500 persönlichen Interviews in zwölf europäischen Ländern sowie in den USA, in Japan und Israel, die Antworten lagen auf einer Skala von eins (totale Ablehnung) bis zehn (volle Zustimmung). Österreich zeigt demnach die stärksten Vorbehalte gegenüber der embryonalen Stammzellenforschung im europäischen Vergleich. Der Nutzen der Forschung wird mit 4,3 bewertet, die moralischen Bedenken mit 6,2. Zum Vergleich: Dänen und Schweden liegen bei der Einschätzung der Embryonenforschung als „sehr nützlich“ bei der Bewertung 7, als „moralisch verwerflich“ hingegen nur bei 4,3. Die Studienautoren räumen ein, dass offenbar unter Kritikern in allen Ländern die Frage des Opferns von Embryonen ein Hauptangriffspunkt gegen die Forschung darstellt. Den Befragten sei es generell nicht egal, woher die Embryonen stammen, wobei tendenziell bei Nicht-Gläubigen die Definition des Embryos als Zellklumpen überwiegt, während für Christen der Embryo Personenstatus hat. Aus österreichischer Sicht darf positiv stimmen, dass das Bewusstsein für den Schutz des Embryos noch tiefer verankert ist als anderswo. In einem Kapitel der Studie wurde gefragt, ob ein „einige Tage alter Embryo“ - dem letztendlich die Stammzellen entnommen werden - eher als vollwertiger Mensch oder eher als Zellhaufen betrachtet wird. Die Österreicher schlagen sich hier im internationalen Vergleich am deutlichsten auf die Seite des Embryonenschutzes: 52,8 Prozent sehen den Embryo als Menschen mit allen Schutzrechten, 14 Prozent eher als Zellklumpen. Die Deutschen bewerten die Frage ähnlich (51,3 Prozent vollwertiger Mensch/15,4 Prozent Zellklumpen). Schlusslicht in Europa für das Bewusstsein des Embryos als schutzwürdige Person bilden Großbritannien (42,4/32,4), Dänemark (38,6/38) und Schweden (35,2/35,9). (Siehe http://www.innovations-report.de/html/berichte/studien/bericht-110111.html.)

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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