Bioethik aktuell

Epidemiologie: Soziale Kontakte fördern längeres Leben

Fehlende soziale Bindungen sollten aus medizinischer Sicht ernster genommen werden

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Soziale Netzwerke üben offenbar eine positive Wirkung auf die menschliche Gesundheit aus. Eine jüngst in PLoS Medicine (2010; 7: e1000316) veröffentlichte Studie zeigt, dass kontakt- und beziehungsarme Menschen ein signifikant höheres Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zu Bevölkerungsgruppen mit starken sozialen Bindungen haben. Die Meta-Analyse von 148 Langzeitstudien mit 308.849 Teilnehmern aus vier Kontinenten, die über mehr als 7,5 Jahre in Hinblick auf positive Auswirkungen menschlicher Netzwerke beobachtet wurden, wurde von Julianne Holt-Lundstad von der Brigham Young University in Provo/Utah und ihrem Team durchgeführt. Das Ergebnis: Sozial isolierte Menschen haben ein um 50 Prozent erhöhtes Sterblichkeitsrisiko, wobei andere Faktoren wie Alter, Geschlecht, vorheriger Gesundheitsstatus, Vorerkrankungen usw. als Ursache ausgeschlossen werden konnten. Der Effekt sei bei älteren Menschen ebenso zu beobachten wie bei jüngeren.

Einsamkeit wirkt sich nach Einschätzung der Psychologin ebenso negativ aus wie Alkoholabhängigkeit, Bewegungsmangel oder 15 Zigaretten am Tag. Sie sei doppelt so schädlich wie Übergewicht. Wenn jemand in eine Gemeinschaft eingebettet ist und sich für andere verantwortlich fühlt, bringe ihn dieses Gefühl von Nützlichkeit und Sinn dazu, besser auf sich zu schauen und selbst weniger risikoreich zu leben, meint Holt-Lundstad. Fehlende soziale Bindungen sollten von Ärzten und in Gesundheitsberufen Tätigen so wie auch in der Öffentlichkeit als Risikofaktor ebenso ernst genommen werden wie Rauchen, fordern die Autoren. Aus Public-Health-Perspektive brauche es deshalb gezielte innovative Anstrengungen, um den Faktor soziale Bindung zu stärken.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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