Bioethik aktuell

Euthanasie: Tschechen streiten über aktive Sterbehilfe

Politiker planen Gesetz, Prager Ärztekammer zeigt sich zurückhaltend

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Ein geplantes Gesetz zur aktiven Sterbehilfe hat in Tschechien eine öffentliche Debatte über Euthanasie hervorgerufen. Künftig sollen Ärzte auf den Wunsch von unheilbar kranken Patienten hin eine Giftdosis verabreichen dürfen - das sieht ein Gesetzentwurf vor, der im Prager Abgeordnetenhaus vorbereitet wird, berichtet die Frankfurter Rundschau (online, 21. 08. 2007). Führende Politiker aus Regierung und Opposition haben sich allerdings bereits skeptisch über den Vorstoß geäußert. Ob der entsprechende Antrag eine Mehrheit findet, ist deshalb noch unklar. Hintergrund für den Vorstoß ist dem Bericht zufolge eine Reportage in Mlada fronta Dnes, einer der größten Zeitung Tschechiens gewesen, in der der Weg eines behinderten Tschechen zur umstrittenen Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas geschildert wurde. In einer repräsentativen Umfrage sprachen sich daraufhin knapp zwei Drittel der Befragten dafür aus, den sogenannten „assistierten Selbstmord“ auch in Tschechien zu legalisieren. Tschechien wäre das erste der ehemals kommunistischen EU-Länder, das die aktive Sterbehilfe gesetzlich erlaubt. Eine entsprechende Debatte in Ungarn wurde vor einigen Jahren von einem Urteil des Verfassungsgerichts beendet. Zu den entschiedenen Gegnern der Sterbehilfe in Tschechien gehören die Kirchen. Anlässlich einer Debatte vor zwei Jahren haben in Prag erstmals christliche Kirchen mit Vertretern von Muslimen und Juden eine gemeinsame Stellungnahme verabschiedet. In ihr betonten sie das Recht auf Leben und mahnten einen anderen gesellschaftlichen Umgang mit tödlichen Krankheiten an. Die Prager Ärztekammer hätte sich in der Debatte um die Euthanasie noch nicht geäußert. Dazu gingen die Meinungen der Mitglieder zu stark auseinander, hieß es laut Zeitungsbericht. Vorsitzender Milan Kubek wies allerdings auf die Gefahr hin, dass Angehörige die Kranken zu einem „assistierten Selbstmord“ drängen könnten.

Institut für Medizinische
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