Bioethik aktuell

Forschung: Großbritannien genehmigt Herstellung von Mensch-Tier-Wesen

Finanzielle Anreize soll Frauen dazu bringen, mehr Eizellen zu spenden

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Embryonale Stammzellenforschung braucht zunächst vor allem eines: Eizellen. Von diesen gibt für den Erhalt der Menschheit genug, zu wenige aber für den Bedarf der Forschung. Deshalb sollen neue Quellen und Methoden für die Gewinnung von Eizellen bzw. die Herstellung von Embryonen erlaubt werden. Britische Forscherlabors haben mit diesem Argument die Behörden überzeugt: Großbritannien ist das erste Land weltweit, in dem es künftig Wissenschaftlern erlaubt ist, Mensch-Tier-Mischwesen herzustellen. Menschliches Erbgut wird dabei in die entkernten Eizellen von Kühen eingebracht, der „99 Prozent Mensch- und 1 Prozent Kuh“-Embryo darf allerdings nicht ausgetragen werden. Dies teilte die Behörde Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) am 5. September 2007 mit. Aus den sogenannten Chimären sollen Stammzellen für die Behandlung schwer kranker Menschen gewonnen werden, so die Vision. Vertreter des Europäischen Parlaments, der Kirchen und des Vatikans übten scharfe Kritik am britischen Vorstoß und forderten ein generelles Verbot der umstrittenen Züchtung von Mensch-Kuh-Mischwesen. Das Verfahren sei ethisch inakzeptabel und würde zu einer weiteren Aufweichung der Restriktionen in der Stammzellforschung führen. Die britische Regierung ist prinzipiell anderer Meinung. Denn nicht nur Kühe, auch Frauen sollen mehr Eizellen spenden - gegen Bezahlung. Laut einem Bericht des Deutschen Ärzteblatts (online, 20. September 2007) bestätigte der britische Medical Research Council (MRC), dass Eizellen-Spenderinnen demnächst einen 50-prozentigen Rabatt auf ihre IVF-Behandlung erhalten. Eine solche Behandlung koste durchschnittlich 1.500 Pfund (rund 2.300 Euro). Der MRC bietet den Discountpreis jenen Patientinnen an, die sich vor ihrer künstlichen Befruchtung bereit erklären, ihre im Rahmen der IVF nicht gebrauchten Eizellen für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. So soll der Mangel an gespendeten Eizellen in den britischen Forschungslabors behoben werden. Kritiker warnen bereits vor einer „unheilvollen Verbindung“ von finanziellen Anreizen und Eizellen-Spenden.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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