Bioethik aktuell

Gender: Politische Geschlechtsumwandlung?

Aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift Imago Hominis widmet sich der Geschlechterfrage

Lesezeit: 01:22 Minuten

Ist der herrschende Gender-Begriff zu einer beliebig einsetzbaren Etikette verkommen? Manche Feministinnen beklagen das. Oder ist „Gender“ genau die richtige Chiffre dafür, Frauen von der Mutterschaft zu befreien und die Gleichstellung von Mann und Frau über die Vollbeschäftigung beider zu definieren? Der Journalist Volker Zastrow (Frankfurter Allgemeine Zeitung) rechnete erst kürzlich in seinem Artikel „Gender Mainstreaming. Politische Geschlechtsumwandlung“ (FAZ, 19. Juni 2006) mit der Gender Mainstreaming-Politik ab, hinter der sich ein fragwürdig-frauenfreundliches Menschenbild verbirgt. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Imago Hominis (2/2006) zeigt Susanne Kummer (IMABE-Institut, Wien) auf, dass sich Geschlechter„normen“ nicht beliebig „performen“ lassen. Der Konstruktivismus fordert Frauen (und Männer) heute auf, ihr Geschlecht überhaupt für obsolet zu erklären - die denkbar ungünstigste Position, um auf die reale Verschiedenheit zwischen den Geschlechtern adäquat eingehen zu können, wie Kummer in „Das Unbehagen der Geschlechter. Auswege aus der Gender-Sackgasse“ darlegt. Die Dresdner Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz löst in ihrem Beitrag den angeblichen Gegensatz auf, der zwischen der Asymmetrie der Geschlechter und der Gleichheit der Würde der Geschlechter herrschen soll („Europa morgen? Philosophische und kulturelle Einflüsse auf das Bild der Frau“). Katharina Westerhorstmann, Theologin an der Universität Paderborn, legt Gedanken zum Wesen der Frau dar, die von einer der ersten christlichen Feministinnen, der Philosophin Edith Stein ausformuliert wurden („Bestimmung und Berufung der Frau nach Edith Stein“), Der Wiener Soziologe Reinhold Knoll beleuchtet kritisch die Rollentheorie („Bemerkungen zur Rollentheorie am Beispiel der ‚Frauenrollen’“). Die Imago Hominis-Ausgabe 2/2006 mit dem Schwerpunkt „Menschenwürde und Geschlecht“ findet sich auf der Imabe-Homepage unter http://www.imabe.org/index.php?id=366 und kann als Einzelheft um EUR 10,- bezogen werden.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
Unterstützt von: