Bioethik aktuell

Hormone: Hoher Anteil von Herzerkrankungen nach Behandlung mit Östrogenen

Studie belegt neuerlich, dass Therapie nach Wechseljahren mehr schädigt als schützt

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Die Hormongabe während und nach den Wechseljahren ist umstritten. Nun bestätigt eine internationale Untersuchung an 5000 Frauen aus England, Australien und Neuseeland frühere Studien, die vor den schädlichen Folgen der Hormonersatztherapie warnten. Die Risiken steigen vor allem, wenn Frauen nach den Wechseljahren noch lange Zeit Hormone schlucken, so die Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie im British Medical Journal (2007; doi:10.1136/bmj.39266.425069.AD). Die Teilnehmerinnen der Women's International Study of Long Duration Oestrogen after Menopause (WISDOM)-Studie waren älter (im Schnitt 63 Jahre) und bekamen ab 1999 nach dem Zufallsprinzip Östrogen und Progesteron oder Placebopillen. Nur 7 Prozent waren jünger als 55 Jahre. Die Studie wurde 2002 abgebrochen, als eine ähnliche große US-Studie (WHS) die gesundheitsschädliche Wirkung der Hormonersatztherapie festgestellt hatte und daraufhin vorzeitig beendet wurde. Aus den bis dato vorhandenen Daten gewannen die WISDOM-Wissenschaftler nun ähnliche Ergebnisse wie die US-Kollegen: Die Frauen, die Hormone einnahmen, bekamen deutlich häufiger Probleme mit dem Herzen und den Gefäßen als die Frauen der Kontrollgruppe. Dazu gehörten Angina pectoris, Herzinfarkte oder lebensbedrohliche Blutgerinnsel. Die Ergebnisse seien als Warnung an alle Frauen aufzufassen, die eine längere Therapie wünschen oder erst spät mit der Therapie beginnen. Widersprüchlich sind die Ergebnisse in der Frage, ob die Einnahme von Östrogen bei jüngeren und gesunden Frauen Kalkablagerungen in den Blutgefäßen bremsen kann In einer weiteren im New England Journal of Medicine publizierten Studie (2007; 356: 2591-2602) werteten Mediziner um JoAnn Manson von der Universität Harvard die Daten von mehr als 1.000 Frauen zwischen 50 und 60 Jahren aus, denen die Gebärmutter entfernt worden war. Die Frauen nahmen sieben Jahre lang entweder Östrogen oder aber ein Placebo. Im Jahr 2005 wurden sie dann auf Kalziumablagerungen in den Blutgefäßen untersucht. Resultat: Die Frauen waren im Vergleich zur Placebo-Gruppe um 30 bis 40 Prozent weniger gefährdet, Kalziumablagerungen an denjenigen Gefäßen zu entwickeln, die zum Herzen führen. Studienleiterin Manson räumt trotz der Ergebnisse ein, dass Östrogen das Risiko für eine koronare Herzkrankheit möglicherweise über andere Mechanismen erhöht und dass es daher zur Behandlung menopausaler Symptome in der niedrigsten Dosis für eine möglichst kurze Dauer genommen werden sollte.

Institut für Medizinische
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