Bioethik aktuell

IMABE: Experten diskutierten über Kommerzialisierung und Ideologisierung der Medizin

Kardinal Schönborn würdigt anlässlich 20 Jahren IMABE „hervorragende Arbeit“ des Instituts

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Medizin als Supermarkt vieler Angebote? Der Arzt als Dienstleister? Der Patient als souveräner Kunde? Das „Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik“ (IMABE) stellt kritische Anfragen an die Kommerzialisierung und Ideologisierung der Medizin - und feierte am 21. November 2008 sein zwanzigjähriges Bestehen mit einem hochkarätigen Symposion im Erzbischöflichen Palais in Wien. IMABE sei ein „Pilotprojekt, das zur richtigen Stunde entstanden ist“, erinnerte der St. Pöltener Bischof Klaus Küng bei der Eröffnung des Symposiums. Kardinal Christoph Schönborn bedankte sich bei den Verantwortlichen des Instituts „für die hervorragende Arbeit über so viele Jahre“. Der Zweite Nationalratspräsident und jetzige Außenminister Michael Spindelegger brachte ebenfalls seine Wertschätzung für die Arbeit von IMABE zum Ausdruck. „Angesichts der vielen Möglichkeiten, die die medizinische Wissenschaft aufzeigt, tun sich Spannungsfelder auf“, sagte Spindelegger. IMABE sei in dieser Hinsicht für die Politik ein wesentlicher Wegbegleiter bei Entscheidungen. Gerade angesichts der rasanten Entwicklungen in der Biotechnik müsse man Schranken und ethische Grenzen setzen, etwa in der Forschung mit embryonalen Stammzellen oder beim Thema Euthanasie.

Einig waren sich die Referenten, dass alle Heilberufe einer heilenden Beziehung des Respekts und der Fürsorge bedürfen. Das Leitbild des leistungsfähigen, souveränen Menschen sei aber eine problematische Ausgangslage für eine gute Medizin geworden, da Krankgewordensein kein Störfall sei, sondern zum Menschen dazugehöre. Welche Implikationen dies für Menschenbild, Arzt-Patienten-Verhältnis und die Ökonomie im Gesundheitswesen hat, analysierten die beiden deutschen Medizinethiker Giovanni Maio (Freiburg) und Stephan Sahm (Offenbach), die Plastische Chirurgin Hildegunde Piza, der Theologe Matthias Beck, Hauptverbandsdirektor Josef Kandlhofer und Spitalsholdingmanager Michael Heinisch (alle Wien) sowie die beiden Ärztlichen Direktoren Franz Harnoncourt (Linz) und Reinhard Lenzhofer (Schwarzach).

Der Tagungsband zum Symposium „Medizin, Ideologie und Markt“ ist bereits als Imago Hominis-Ausgabe 4/2008 erschienen (http://www.imabe.org/index.php?id=imagohominis) und kann als Einzelheft um EUR 10,- bezogen werden. Die Gesellschaft der Ärzte in Wien ermöglichte die Videodokumentation der Tagung, die hier abrufbar ist. Wir bedanken uns sehr herzlich für die Zurverfügungstellung.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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