Bioethik aktuell

IMAGO-HOMINIS-Vorschau: Hirntod

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Ab wann ist der Mensch tot? Weltweit sind sich internationale medizinisch-wissenschaftliche Gremien einig, dass der Hirntod zugleich den Tod des Menschen bedeutet. Auch in der Rechtsprechung der meisten westlichen Länder gilt die Regel, dass - neben der freiwilligen Organspende eines Lebenden - eine Organentnahme zur Transplantation nur von Toten erlaubt ist und dass demnach Hirntote als Organspender zugelassen sind. Aufgrund anhaltender medialer Debatten widmet sich IMAGO HOMINIS in seiner kommenden Ausgabe dem Schwerpunkt „Hirntod“ aus medizinischer und ethischer Perspektive.

Der Intensivmediziner J. Bonelli (Direktor von IMABE, Wien) analysiert den Status des Hirntoten aus medizinisch-philosophischer Sicht und befasst sich auch eingehend mit den Argumenten der Gegner des Hirntod-Konzeptes. Im Speziellen weist er darauf hin, dass das Integrations- bzw. Desintegrationsargument nicht ausschließlich somatisch-biologisch betrachtet werden darf, sondern auch auf die Identität bzw. Individualität eines Menschen abstellt.

E. Trinka (Universitätsklinik für Neurologie, Christian Doppler Klinik/ Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg) zeigt die Entwicklung der Hirntodkonzepte vor und nach dem Harvard-Report (1968) und behandelt aktuelle diagnostische Instrumente zur Feststellung des Hirntodes und ihre Zuverlässigkeit.

Der Anästhesist T. Bachleda (Universitätsklinik für Anästhesie, allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, Medizinische Universität Wien) beschreibt in seinem Beitrag auf eindrucksvolle Weise die pathophysiologischen Veränderungen nach Eintritt des Hirntodes und den enormen Aufwand der Intensivmedizin, der nötig ist, um potentiell geeignete Organe für eine bevorstehende Transplantation vital zu erhalten.

Der Beitrag des Philosophen J. Rosado (Salzburg) analysiert das Phänomen des Lebens aus philosophischer Sicht und untersucht die ontologischen Kriterien des menschlichen Lebens. Er setzt sich dabei mit dem Lebensprinzip (Seele) als innere Wirkkraft des Lebendigen zur Konstitution einer übergeordneten Ganzheit auseinander.

Aus aktuellem Anlass befasst sich Birgitta Stübben (Fachärztin für Psychiatrie u. Psychotherapie, Köln), kritisch mit dem im Mai 2013 veröffentlichten Psychiatrie-Handbuch, des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders-5 (DSM-5). Im Vorfeld der Veröffentlichung wurde kritisiert, dass es aufgrund einer Ausweitung von der Diagnosestellung einer psychischen Erkrankung zu einer Medikalisierung von alltäglichen Schwierigkeiten und psychischen Leidenszuständen kommen kann.

Eine Vorschau der Imago-Hominis-Ausgabe 2/2013 mit dem Schwerpunkt „Hirntod“ findet sich auf http://www.imabe.org/index.php?id=1522, das Einzelheft kann um 10 Euro bezogen werden.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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