Bioethik aktuell

Koreanischer Klonskandal heizt EU-Debatte um Stammzellenforschung an

EP-Frauenausschuss lehnt finanzielle Förderung von Embryonenforschung ab

Lesezeit: 01:30 Minuten

Der Frauenausschuss des Europäischen Parlaments (EP) hat Konsequenzen aus dem Klon-Schwindel um den südkoreanischen Forscher Woo-Suk Hwang gezogen. In einer Stellungnahme sprachen sich die Abgeordneten mehrheitlich dafür aus, die verbrauchende Embryonenforschung, die Forschung mit embryonalen Stammzellen und jegliche Form des Klonens von Menschen von der Forschungsförderung durch die Europäische Union (EU) auszunehmen. Das berichtet das Deutsche Ärzteblatt in seiner Online-Ausgabe vom 25. Jänner. Seit dem Jahr 2000 finanziert die EU-Kommission Forschungsprojekte mit humanen embryonalen Stammzellen aus EU-Steuergeldern. Sieben Länder, darunter Österreich und Deutschland, wollen nun, dass diese ethisch umstrittenen Forschungsprojekte nur noch aus nationalen Geldtöpfen finanziert werden, nicht aber mit EU-Geldern. EU-Forschungskommissar Janez Potocnik will jedoch das bestehende System beibehalten. Die ethischen Kontrollmechanismen zur Prüfung der Anträge seien ausreichend. Die Meinung darüber ist unter den Mitgliedern von Rat, Kommission und Parlament gespalten. In zehn EU-Staaten ist die verbrauchende Embryonenforschung gesetzlich verboten. Nach dem Fälschungsskandal in Südkorea, der weltweit großes Aufsehen erregt hat, müsse die EU-Politik „umsteuern“, fordert der CDU-Europaparlamentarier und Bioethikexperte Peter Liese. Die Illusionen der embryonalen Stammzellforschung seien entlarvt worden. Auch die Ausbeutung der Frau als Eizellenspenderin sei inzwischen deutlich geworden, so Liese. Um geklonte Embryos herzustellen braucht man Hunderte von Eizellen, schon jetzt herrscht an Reproduktionskliniken Knappheit an Spenderinnen. Auch Hwang brauchte für seine Klon-Versuche Eizellen und machte, wie sich nun herausstellte, falsche Angaben über die Zahl der von ihm verbrauchten Eizellen. Er behauptete, für die beiden Stammzellarbeiten 458 gespendete Eizellen benötigt zu haben. Wie die Untersuchungskommission jetzt bekannt gab, wurden ihm in der fraglichen Zeit jedoch 2.061 Eizellen von 129 Frauen zur Verfügung gestellt. Teils wurden Frauen dafür bezahlt, Eizellen in dem für sie gesundheitlich riskanten Verfahren zu spenden, zum Teil benutzte der Klonpionier für seine Experimente Eizellen seiner eigenen Mitarbeiterinnen.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
Unterstützt von: