Bioethik aktuell

Niederlande: Parlament debattiert über „Letzte-Wille-Pille“ für Menschen ab 70

In Österreich fordern Caritas und Hospiz ein Euthanasie-Verbot in der Verfassung

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In den Niederlanden wird jetzt, neun Jahre nach der Legalisierung der Euthanasie, der nächste Schritt vorbereitet: Die „Letzte-Wille-Pille“ für Menschen über 70 Jahre. Wer als Pensionist nicht mehr leben will, soll ein Recht auf Beihilfe zum Selbstmord haben, egal, ob krank oder gesund. Die einflussreiche Organisation „Right to Die“, die in den Niederlanden bereits seit 1973 aktiv ist und dort nach eigenen Angaben 100.000 Mitglieder hat, läutete diese Diskussion durch eine Unterschriftenaktion ein. Von deren Erfolg sei man „überwältigt“ gewesen, heißt es aus dem Büro der Euthanasie-Organisation. Nun beschäftigt sich das Parlament mit ihren Forderungen, darunter mit jener, auch nicht-medizinisches Personal auszubilden, damit sie tödliche Injektionen verabreichen oder Suizid-Pillen an gesunde, über 70-jährige Menschen verteilen können. „Zertifizierte Selbstmord-Assistenten“ könnten besser unterscheiden, ob es sich bloß um eine vorübergehende Depression oder einen „anhaltenden Herzenswunsch“ zu sterben handle, argumentieren die Lobbyisten, wie die britische Zeitung Daily Telegraph berichtet (online, 10. 03. 2010).

Österreich setzt in der Bewältigung von Leid und Schmerz auf eine andere Karte: Der Dachverband „Hospiz Österreich“ und die Wiener Caritas fordern ein Sterbehilfeverbot in der österreichischen Verfassung und zeigen sich hinsichtlich einer Umsetzung zuversichtlich. Der Umgang mit Menschen am Ende des Lebens sei entscheidend für das menschliche Antlitz einer Gesellschaft, heißt es in einer am 21. 03. 2010 veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Die Organisationen fordern darin die Regierung auf, ein klares „Ja“ zur Hospizarbeit zu setzen. Wer sich gegen aktive Sterbehilfe ausspreche, müsse für eine optimale Sterbebegleitung und bestmögliche Schmerzbehandlung Sorge tragen. Ein in der Verfassung verankertes Sterbehilfeverbot wäre „nicht nur ein Bekenntnis zum Leben, sondern auch ein Signal über die Grenzen unseres Landes hinaus“, heißt es in der Erklärung.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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