Bioethik aktuell

Österreich: Palliativmedizin macht Euthanasie überflüssig

IMABE-Direktor Bonelli unterstreicht Grenzen der kurativen Medizin und fordert eine neue Kultur des Sterbens

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In Luxemburg hat das Parlament Mitte Dezember 2008 mit knapper Mehrheit für ein Gesetz zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe und Suizidhilfe gestimmt - gegen den Willen des luxemburgischen Großherzogs Henri, der das Gesetz nicht unterzeichnet hat. „Palliativmedizin ist die Antwort auf die zunehmenden sozialpolitischen Selbstmordtendenzen in Ländern der westlichen Gesellschaft. Sie macht Euthanasie überflüssig“, betont IMABE-Direktor Univ.-Prof. Dr. Johannes Bonelli in einem Kommentar in der Österreichischen Ärztezeitung (15. 12. 2008). Worin liegen nach Ansicht Bonellis die Gründe für das erneute Aufflackern der Euthanasiedebatte? Der Wiener Internist nennt als eine der Ursachen, „dass die heutige Medizin in den Menschen Hoffnungen weckt, die sie gar nicht erfüllen kann“. Palliativmedizin muss rechtzeitig beginnen. „Ziel der Palliativmedizin ist eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität des Patienten.“ Dazu gehören nicht nur Schmerzbehandlung, sondern auch chirurgische Hilfseingriffe, Ernährungskonzepte und palliative Chemo- oder Radiotherapien, ebenso wie begleitende psychologische Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen. Die Betonung der Machbarkeit in der medizinischen Wissenschaft habe dazu geführt, sich zu wenig mit den „Grenzen der kurativen Medizin und den Kriterien, die diese Grenzen abstecken“ zu beschäftigen. Bonelli nennt drei Bedingungen, die die Beendigung einer kurativen Therapie rechtfertigen bzw. auch fordern: 1. wenn die Behandlung nutzlos ist; und damit ist gemeint, dass durch sie weder eine echte Chance auf Heilung, noch auf Lebensverlängerung besteht; 2. wenn der Aufwand in keinem Verhältnis zum erwartbaren Erfolg steht; 3. wenn der Patient im Sterben liegt, der Tod also unmittelbar und unausweichlich bevorsteht.

„Würdiges Sterben geschieht sicher nicht, wenn der leidende Mensch auf Verlangen getötet wird. Es geschieht aber ebenso wenig, wenn der sterbende Mensch über seine letzten Stunden und Minuten seines Lebens hinweggetäuscht wird“, betont der Internist. Es gehe heute darum, wieder eine Kultur des Sterbens zu entwickeln, die in der heutigen Gesellschaft verloren gegangen sei. Diese Kultur könne jedoch nicht darin bestehen, unter dem Deckmantel des Selbstbestimmungsrechtes und des Mitleids den Selbstmord von Staats wegen zu legitimieren. Hier würde die „Sterbekultur in eine Kultur des Todes“ umschlagen, warnt Bonelli.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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