In der Pränataldiagnostik brauche es „ausführliche Begleitung und Aufklärung darüber, was die Untersuchungen bedeuten und können, was sie nicht können und zu welchen Entscheidungssituationen sie führen“. Das betont Susanne Kummer, stv. IMABE-Geschäftsführerin, in einem Kommentar in der Österreichischen Ärztezeitung (online, 25. 09. 2009). Die Praxis der Pränataldiagnose sei janusköpfig, so Kummer. Einerseits würden die Methoden immer feiner, die Palette der (privat zu bezahlenden) Angebote wachse, andererseits gebe es kaum Therapiemöglichkeiten. Die Diagnose „behindert“ endet in den meisten Fällen mit einer Abtreibung.
Dass sowohl Mütter (und Väter) als auch Ärzte beim vorgeburtlichen Gesundheitscheck unter Druck stehen und oft alleine gelassen sind, sei kein Geheimnis. Zahlreiche Nebenfaktoren hätten Einfluss auf Entscheidungen der Eltern: Was hier zunächst wie persönliche Wahlfreiheit aussieht, wird zur Verantwortung für die Qualität des Kindes und endet als „soziale Pflicht“, ein behindertes Kind der Gesellschaft nicht zuzumuten. Ärzte sind andererseits häufig in der Zwickmühle, dass das Ziel der Pränataldiagnose zunehmend nicht nur der Sorge um Gesundheit von Mutter und Kind gilt, sondern angesichts der katastrophalen rechtlichen Situation auch zur eigenen Absicherung gegen Schadenersatzzahlung dienen soll. Die Praxis ist reformbedürftig: Ein Kassenarzt hat im Schnitt acht Minuten Zeit, um die vorgeschriebenen vorgeburtlichen Routineuntersuchungen vorzunehmen; er ist verpflichtet, die werdende Mutter über weitere Methoden der Pränataldiagnose zu informieren. Für intensivere Gespräche gibt es da nicht viel Raum, schon gar nicht bei „Auffälligkeiten“, wo auf die nächste Instanz verwiesen werden muss. Erst kürzlich wurden bei der Debatte um die Fristenregelung erneut die seit mehr als 30 Jahren versprochenen, aber nicht umgesetzten „flankierenden Maßnahmen“ gefordert. Gerade in der Pränataldiagnostik müsste man deshalb dringend andere Beratungsstellen in den Prozess mit einbeziehen, betont Kummer.