Bioethik aktuell

Public-Health: Anti-Rauch-Programme sparen Milliarden

Ausgaben für Gesundheitswesen gingen in Kalifornien signifikant zurück

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Tabakkontrollprogramme schützen nicht nur Nichtraucher, sie entlasten auch die Krankenkassen. Nach Berechnungen in PLoS Medicine (doi:10.1371/journal.pmed.0050178) hat das California Tobacco Control Program (CTCP) in 15 Jahren rund 86 Milliarden US-Dollar an Gesundheitskosten eingespart. Das 1989 initiierte CTCP zielte nicht auf Jugendliche, sondern von Anfang an auf Veränderungen sozialer Normen bei Erwachsenen. Rund 1,8 Milliarden US-Dollar ließ sich Kalifornien bis 2004 den Nichtraucherschutz kosten. In einer groß angelegen Öffentlichkeitskampagne wurde die Tabakindustrie als Lügner entlarvt, Nikotin als Suchtmittel erkannt und Passivrauchen zu einem allgemeinen Gesundheitsrisiko erklärt. Zwei Jahrzehnte bevor in Westeuropa das Rauchen an öffentlichen Orten eingeschränkt wurde, mussten Raucher in Kalifornien sich in engen Räumen mit speziellen Abzugsanlagen für Tabakrauch zurückziehen oder andere soziale Stigmata ertragen, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 26. 08. 2008). Das CTPC zeigte Wirkung. Innerhalb von fünf Jahren wurden 3,6 Milliarden Schachteln Zigaretten weniger geraucht, der Umsatz an Zigaretten ging um 9,2 Milliarden US-Dollar zurück. Gleichzeitig stiegen die Einsparungen im Gesundheitswesen, von Krankenhauskosten bis Arzneimitteln.

Auch in Europa machen sich strenge Rauchverbote bezahlt, wie kürzlich eine Studie in Schottland zeigte. Dort hat das im März 2006 an allen öffentlichen Orten, am Arbeitsplatz, in allen Restaurants, Cafés und Pubs eingeführte Rauchverbot zu einem spürbaren Rückgang von Herzinfarkten (akutes Koronarsyndrom, ACS) geführt, berichten Jill Pell und seine Mitarbeiter von der Universität Glasgow im New England Journal of Medicine (2008; 359: 482-491). Die Ergebnisse dokumentieren, dass die Zahl der Schotten, die wegen eines ACS hospitalisiert wurden, in 20 Monaten (Zeitraum 10 Monate vor/10 Monate nach Einführung des Rauchverbots) um 17 Prozent sank. Der Rückgang - zu 67 Prozent in der Gruppe der Ex-Raucher und Nichtraucher erkennbar - sei nach Analyse möglicher Co-Faktoren überwiegend eine Folge des Rauchverbots, so die Autoren.

Institut für Medizinische
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