Bioethik aktuell

Public Health: Cannabis ist stärker krebserregend als Tabak

Der Mythos vom „wenig gesundheitsschädlichen Joint“ ist widerlegt

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Von Cannabis-Konsumenten wird oft behauptet, dass die sogenannte „weiche Droge“ im Gegensatz zu Tabak nicht krebserregend und damit weniger gesundheitsschädlich sei als eine Zigarette. Eine aktuelle Studie im Chemical Research in Toxicology (2009; 22: 1181-1188) zeigt jedoch das Gegenteil: Durch die geringeren Verbrennungstemperaturen beim Rauch eines Joints besteht eine bis zu 50 Prozent höhere Konzentration einiger krebserregender Chemikalien als beim Tabakrauch.

Der Rauch einer Zigarette enthält etwa 4.000 verschiedene Chemikalien, von denen 60 nachweislich krebserregend sind. Cannabis verbrennt weniger komplex, weshalb bei einer Inhalation nur 400 Chemikalien die Atemwege erreichen, darunter 60 Cannaboide, berichtet die Gruppe um Rajinder Singh von der University of Leicester. Doch die geringeren Verbrennungstemperaturen haben zur Folge, dass die Konzentration der krebserzeugenden Stoffe - darunter gehören die Karzinogene Naphthalen, Benzanthrazen und Benzopyren - um ein Vielfaches erhöht ist. Sie reagieren mit der Erbsubstanz und können so ein unkontrolliertes Zellwachstum in Gang setzen. Dass diese Substanzen aus dem Cannabisrauch tatsächlich die DNA schädigen, zeigen Singh und Mitarbeiter mithilfe eines selbst entwickelten Nachweisverfahrens für „DNA-Addukte“. Schon der Rauch einer einzigen Cannabis-Zigarette führte zur Bildung von Addukten, deren Menge mit jeder weiteren Exposition dosisabhängig anstieg. Diese Bindung eines Schadstoffes an die DNA gilt als initialer Schritt für die Entstehung von Krebs. Ein weiterer Mythos der Cannabiskonsumenten, wonach sie weniger gefährdet seien, da sie weniger Joints als andere Menschen Zigaretten rauchen, wurde entzaubert. Die Chemiker rechneten hoch, dass der Rauch von 3 bis 4 „Joints“ am Tag die Schleimhaut der Atemwege in gleicher Weise schädigt wie 20 Tabakzigaretten.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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