Bioethik aktuell

Public Health: Ist eine Fast-Food-Steuer gegen Adipositas sinnvoll?

Künstliche Verteuerung von Fast Food könnte Ernährungsgewohnheiten stark verbessern

Lesezeit: 01:44 Minuten

Als erstes europäisches Land erhebt Rumänien seit dem 01. 03. 2010 eine Steuer auf ungesunde Lebensmittel. Softdrinks, Süßigkeiten und andere Lebensmittel mit hohem Salz-, Fett- oder Zuckeranteil sind ab sofort empfindlich teurer. Die rumänische EU-Abgeordnete Oana Antonescu forderte, dass die Steuer europaweit eingeführt wird. Dies ist jedoch eher unwahrscheinlich. Deutschland und Frankreich sind skeptisch, Österreich lehnt die Steuer ab, weil sie einer Bestrafung für mangelndes Wissen gleichkomme und nach Meinung des Gesundheitsministeriums am Problem vorbeigehe.

Eine nun veröffentlichte Studie könnte Wasser auf Rumäniens Mühlen sein. Der Preis für Softdrinks hat sich in den USA in den letzten 20 Jahren halbiert, auch für Pizza müssen die US-Amerikaner deutlich weniger ausgeben. Diese fallenden Preise haben den Konsum dieser Fast-Food-Produkte enorm gesteigert und damit das Übergewicht der Menschen verstärkt, sagen jetzt Forscher der Universität in North Carolina. Sie fordern eine künstliche Verteuerung dieser Lebensmittel. Eine gezielte Steuer könnte laut einer in den Archives of Internal Medicine (2010; 170: 420-42) publizierten Studie die Ernährungsgewohnheiten verbessern und einen sinnvollen Beitrag gegen die ausufernde Adipositas-Epidemie leisten.

Die Wissenschaftler ließen seit Mitte der 80er-Jahre die Teilnehmer der Studie Coronary Artery Risk Development in Young Adults (CARDIA) dreimal ausführliche Fragebögen zu ihren Ernährungsgewohnheiten ausfüllen. Körpergröße und -gewicht wurden jeweils gemessen, anhand der Konzentration von Glukose und Insulin im Blut die Insulinsensitivität bestimmt. Studienleiter Kiyah Duffey setzte die gewonnenen Daten mit den Lebenshaltungskosten in Beziehung und bestimmte die „Preis-Elastizität“. Das ist der Einfluss, den der Preis auf die Zusammensetzung der Nahrung hat. Ihre Untersuchung zeigte: Je billiger Fast Food wird, desto mehr wird davon gegessen, desto dicker sind die Menschen und desto ausgeprägter ist die Insulinresistenz.

Die Autoren ziehen nun den Umkehrschluss: Eine Steuer auf diese Nahrungsmittel (oder der Verzicht auf Subventionen für potenziell schädliche Nahrungsmittel) könnte die Ernährungsgewohnheiten wieder verbessern. Eine 18-prozentige Steuer auf Fast Food könnte langfristig die US-Amerikaner im Durchschnitt um 5 Pfund (2,3 kg) pro Person und Jahr verschlanken, schätzen die Wissenschaftler.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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