Bioethik aktuell

Public Health: Sinnorientierte Medizin durch British Medical Journal bestätigt

Prävention mit Statinen würde Todesursache bloß auf andere Krankheiten verlagern

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Immer wieder werden neue Behandlungen eingeführt, mit dem Argument, sie können Leben retten oder die Lebensqualität verbessern. Doch nicht immer gibt es dafür Belege. Das zeigt erneut eine groß angelegte Studie in der Altersgruppe zwischen 70 und 82 Jahren, die Dee Mangin von der Christchurch School of Medicine in Neuseeland und seine Kollegen jüngst im British Medical Journal diskutierten (2007: 335, 285-287) So ergab die Studie über Präventivabgabe von Herz-Kreislauf-Therapeutika, dass die Anzahl der Erkrankungen und Todesfälle durch Herzerkrankungen unter der Behandlung mit Pravastatin zwar sank. Parallel dazu stieg jedoch die Zahl der Krebserkrankungen und der damit in Zusammenhang stehenden Todesfälle an. Unterm Strich würde die Behandlung mit Herz-Kreislauf-Therapeutika wie zum Beispiel Statinen kein Leben retten, sondern einfach die Todesursache auf Krebs oder Demenz verlagern, kritisieren die Autoren. In Großbritannien werden jährlich rund 40 Millionen Mal Statine verschrieben - Tendenz steigend. Praktischen Ärzten werden finanzielle Anreize dafür geboten, diese Medikamente Patienten mit einem hohen Risiko so oft wie möglich zu verschreiben. Gestützt auf diese Daten fordern die Wissenschaftler ein angemessenes Modell, um in Zeiten knapper werdender Ressourcen Präventivmaßnahmen bei der Behandlung von älteren Menschen auf Nutzen und Schaden zu prüfen. Im Rahmen des IMABE-Forschungsprojektes S.O.M.® (Bonelli J., Sinnorientierte Medizin) wurde ein solche Methode entwickelt. Mithilfe eines mathematischen Computermodells lässt sich die durchschnittliche Lebensverlängerung oder Ereignisverzögerung durch Medikamente sehr gut berechnen (vgl. Bonelli J., Sinnorientierte Medizin, Imago Hominis (2004); 11(4): 251-264) bzw. Bonelli J., Wie relevant ist die Statintherapie für die klinische Praxis?, Wiener Medizinische Wochenschrift (2003); 153: 260-263).

Institut für Medizinische
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