Bioethik aktuell

Stammzellen: Britische Forscher wollen Chimäre aus Mensch und Tier schaffen

Eizellen von Kühen für Experimente an menschlichen Stammzellen

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Bioethiker sind entsetzt über ein neues Projekt von Wissenschaftlern der Universität Newcastle. Sie wollen Eizellen von Kühen für ihre Experimente an menschlichen Stammzellen verwenden, meldete das Deutsche Ärzteblatt (online 7. 11. 2006). Die größte Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-ED) hat sich gegen die angekündigte Herstellung von Mischembryonen aus Mensch und Kuh in Großbritannien ausgesprochen. „Die britischen Pläne sind ein Horrorszenario“, meinte der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese. Mit den Experimenten soll der Engpass bei menschlichen Eizellen umgangen werden. Technisch würden die Wissenschaftler eine Chimäre kreieren - ein Wesen mit humanen und bovinen Anteilen, wenn auch nur von der Größe weniger Zellen und von kurzer Lebensdauer. Lyle Armstrong vom North East England Stem Cell Institute in Newcastle beantragte seine Experimente bei der „Human Fertilisation and Embryology Authority“ (HFEA). Seinem Antrag sei ein gewisser „Ekelfaktor“ nicht abzusprechen, kommentierte Evan Harris, ein Unterhausabgeordneter der Liberalen und Mitglied im Commons Science and Technology Select Committee gegenüber der BBC. Man müsse ihn aber überwinden, wenn am Ende eine Therapie herauskäme, die vielen Patienten nutzen könnte. Für Calum MacKellar vom „Scottish Council on Human Bioethics“ ist hingegen klar, dass mit diesen Experimenten eine wichtige Grenze überschritten werde, die bisher Menschen und tierische Wesen klar von einander getrennt habe. Das untergrabe letztlich die menschliche Würde und die Menschenrechte. Eine Entscheidung der HFEA wird erst in einigen Monaten erwartet.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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