Bioethik aktuell

Stammzellen: Deutsche Forscher kreieren Nervenstammzelle mit einzelnem Gen

Je weniger Fremdgene in den IPS-Zellen, desto geringeres Krebsrisiko

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Einer Arbeitsgruppe um Hans Schöler vom Max-Planck-Institut (MPI) für molekulare Biomedizin in Münster ist es als erstes gelungen, humane Nervenzellen durch Einbringen eines einzigen Gens in sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS) zu verwandeln. Die Zellen könnten, wie die Forscher in Nature (2009; doi:10.1038/nature08436) berichten, Ausgangspunkt für die Behandlung neurologischer Erkrankungen werden, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 28. 08. 2009).

Vor gerade einmal drei Jahren war japanischen Forschern erstmals die Bildung von iPS geglückt. Ausgangsmaterial waren damals Fibroblasten, die sich in Zellkulturen leicht vermehren lassen. Die Forscher hatten sie der Haut von Mäusen entnommen. Die Integration von Genen, die mit Viren erfolgt, ist jedoch riskant, da schwer vorherzusagen ist, an welcher Stelle sich die Gene im Genom integrieren. Ist dies in der Nähe eines Onkogens der Fall, kann es schnell zur Bildung von Tumoren kommen.

In der Folge setzte ein Wettbewerb ein, die iPS mit möglichst wenigen Fremdgenen zu und nicht nur im Tierversuch, sondern auch beim Menschen zu realisieren. Mit der jetzt vorgestellten Studie ist ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Mithilfe eines Retrovirus schleusten die Forscher ein einziges Gen (Oct-4) in menschliche Zellen ein und verwandelten diese in eine iPS. Dies gelang ihnen zudem noch an Nervenzellen, die sich in Zellkulturen nur sehr schwer vermehren lassen. Diese Zellen könnten zum Ausgangspunkt von neuen Therapien neurologischer Erkrankungen werden. Der Trend gehe derzeit dahin, Stammzellen aus Zellen jener Gewebe zu generieren, für die sie später benötigt würden, schreiben die Forscher. Die Frage, ob sie für Therapien am Menschen geeignet sind, ist allerdings noch offen.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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