Statt Hautzellen könnten in Zukunft umprogrammierte Nabelschnurblutzellen die begehrten sogenannten pluripotenten Stammzellen liefern, die sich in jede Art von Körpergewebe verwandeln lassen. Die Basis für diese Vision haben jetzt ein spanisches und ein deutsches Forscherteam gelegt: Es gelang ihnen, Zellen aus Nabelschnurblut so umzuprogrammieren, dass sie nicht mehr von embryonalen Stammzellen zu unterscheiden waren, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 01. 10. 2009) Der Vorteil der Methode: Die Nabelschnurblutzellen sind noch sehr jung, sodass ihr Erbgut kaum Mutationen angesammelt hat, und sie sind noch nicht ausgereift, sodass das Gewebe eines potenziellen Empfängers nicht ganz so exakt passen muss wie bei älteren Zellen.
Die bereits existierenden Nabelschnurblutbanken wären zudem eine reiche und leicht zugängliche Quelle für die umprogrammierten pluripotenten Zellen, schreiben die Teams um Juan-Carlos Izpisúa Belmonte von der Universität Barcelona und Ulrich Martin von der Medizinischen Hochschule Hannover in Cell Stem Cell (doi:10.1016/j.stem.2009.09.008 und doi:10.1016/j.stem.2009.08.021).
Im Jahr 2007 gelang es erstmals, bereits spezialisierte Hautzellen so umzuprogrammieren, dass sie wieder einen nahezu embryonalen Zustand erreichten. Seitdem haben sich diese sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) zum Hoffnungsträger für die Erzeugung maßgeschneiderten Gewebeersatzes entwickelt. Die beiden Teams verwendeten nun unterschiedliche Typen von Zellen aus dem Nabelschnurblut: Die Spanier entschieden sich für die auch heute bereits anstelle von Knochenmarksstammzellen verwendeten blutbildenden Stammzellen als Ausgangsmaterial, während Martin und sein Team die sogenannten Endothelzellen wählten, die sich deutlich leichter gewinnen lassen. Beide Zellarten ließen sich vergleichsweise leicht umprogrammieren, selbst wenn sie mehrere Jahre eingefroren gewesen waren, und die Zellen konnten zudem in verschiedene Gewebetypen umgewandelt werden, darunter auch in rhythmisch pulsierende Herzmuskelzellen. Für die Nabelschnurblutzellen spreche die gute Verfügbarkeit, die leichte, ethisch und medizinisch unproblematische Gewinnung und die immunologische Unkompliziertheit, die auch heute bereits ausgenutzt wird, schreiben die Forscher.