Bioethik aktuell

Stammzellen: Vorsitzende der österreichischen Bioethikkommission will Liberalisierung

Japanischer Pionier hält bestehende embryonale Stammzelllinien (ES) für ausreichend

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Wird sich Österreich eigene Gesetze zum Thema Stammzellenforschung zulegen? Die Meinungen, ob dies nötig sei, gehen innerhalb der österreichischen Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt auseinander. Die Herstellung von embryonalen Stammzellen, etwa aus überzähligen IVF-Embryonen, ist durch das Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG, § 9 Abs. 1) verboten, die Forschung mit bestehenden, im Ausland hergestellten ES-Zelllinien jedoch prinzipiell erlaubt. Eine Situation, mit der Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission, offenbar keine rechte Freude hat. Die Juristin sprach sich anlässlich der Technologiegespräche beim Forum Alpbach für klare gesetzliche Vorgaben im Sinne von mehr Rechtssicherheit für die Wissenschaftler aus. Persönlich wünscht sich Druml eine Liberalisierung bei der Forschung an ES, betonte aber gegenüber der Nachrichtenagentur APA (online, 21. 08. 2008), dass das keine Kommissions-Meinung ist. Ihr schwebt das Schweizer Modell vor, das die Forschung mit IVF-überzähligen Embryonen erlaubt. Im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche berichtete der japanische Wissenschaftler Shinya Yamanaka von der Universität Kyoto über seine Entdeckung der so genannten Induzierten Pluripotenten Stammzellen (IPS), durch die er zum Nobelpreiskandidaten avancierte. Yamanaka selbst gibt sich bescheiden, er will am Boden der Tatsachen bleiben, die Technologie soll weder über- noch unterbewertet werden. Man sei keinesfalls derzeit in der Laqe, Menschen damit heilen zu können, betonte der Wissenschaftler. In der Diskussion stellte Yamanaka fest, dass es seiner Ansicht nach nicht notwendig sei, neue Stammzelllinien für Forschungszwecke herzustellen (und damit weitere Embryonen zu zerstören). Die mehr als 100 bereits bestehenden Stammzelllinien reichten für die Forschung aus. Sowohl das Forscherteam um Yamanaka als auch die Wissenschaftler um James Thomson hatten als Vergleichsmaterial für die neuen ethisch sauberen IPS-Zellen die weltältesten, seit 1998 bei den National Institutes of Health (USA) registrierten menschlichen embryonalen Stammzellen verwendet.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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