Update! The Lancet hat diese Publikation 2018 zurückgezogen. Nähere Informationen unter Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2018.
Spanische Mediziner haben nach eigenen Angaben die weltweit erste Transplantation eines ganzen gezüchteten Organs durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Luftröhre, die mit Hilfe körpereigener Zellen gezüchtet worden war. Dieser entscheidend neue Ansatz bedeutet auch, dass Gewebetransplantationen erstmals ohne Medikamente gegen Gewebeabstoßung durchgeführt werden können. Seit fünf Monaten gehe es der 30-jährigen Patientin sehr gut, berichtet das Fachjournal The Lancet (2008; 372: 2023-2030). Die Autoren sprechen von einem „medizinischen Meilenstein“.
Das Luftröhren-Transplantat rettete der jungen Mutter aus Barcelona das Leben. Sie litt an einer schweren Form der Tuberkulose, die große Teile ihrer Luftröhre und des linken Hauptbronchus zerstört hatte. Die Ärzte hatten der Patientin Stammzellen aus ihrem Knochenmark entnommen, um daraus einen Großteil des Bronchus herzustellen. Als „Grundgerüst“ für den neuen Bronchus verwendeten sie eine denudierte, nur aus Knorpeln und Bindegewebe bestehende Organspenderluftröhre, um einer Abstoßungsreaktion vorzubeugen. Dann besiedelten Forscher von der University of Bristol das Transplantat einerseits mit Zellen, die aus Schleimhautzellen der Patientin selbst gezüchtet worden waren, sowie mit aus dem Knochenmark der Patientin gewonnen Stammzellen, die dazu gebracht worden waren, sich in jene Zellen zu verwandeln, die normalerweise das Organ umschließen (Adventitia-Zellen). Nach vier Tagen Wachstum in einem vom Politecnico di Milano speziell entwickelten Bioreaktor konnte die Transplantation vorgenommen werden.
Die Operation des internationalen Spezialistenteams erwies sich als großer Erfolg. Nach nur vier Tagen war die neue Luftröhre kaum mehr von den benachbarten normalen Atemwegen zu unterscheiden. Nach einem Monat ergab die Biopsie, dass das Transplantat eine eigene Blutversorgung ausgebildet hatte. Die Patientin zeigt bis heute keine Abstoßungsreaktionen und nimmt auch keine Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems. Die japanischen Gewebeexperten Toshihiko Sako und Tatsuo Nakamura kommentieren in Lancet, dass der Erfolg von Barcelona „sehr hoch einzuschätzen“ sei. Sie warten nun auf längere Erfahrungen mit der Methode.