Bioethik aktuell

Stammzellforschung: Falsche Hoffnung bei Tier-Mensch-Chimären

Patientenspezifische Stammzellen sind auf diesem Weg nicht machbar

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Die umstrittenen Hybrid-Embryonen aus tierischem und menschlichem Gewebe könnten möglicherweise unbrauchbar sein. Amerikanische Forscher warnen, dass wichtige Gene bei diesen Chimären abgeschaltet sind, berichtet spektrumdirekt (online, 04. 02. 2009).

Zur Herstellung einer einzigen Stammzelllinie werden Hunderte Eizellen benötigt. Dass hormonell stimulierte Frauen als Eizellenspenderinnen dienen sollen, ist mehrfach kritisiert worden. Stammzellforscher hatten dies zu umgehen versucht und sich durch die neue Methode eine leichter zugängliche Quelle für die begehrten menschlichen embryonalen Stammzellen erhofft. Dabei soll ein menschlicher Zellkern in eine tierische Eizelle verpflanzt werden, die anschließend zur Teilung angeregt wird. Aus dem sich entwickelnden frühen Embryo ließen sich dann die Stammzellen entnehmen, die zu 99,9 Prozent aus menschlichem Erbgut bestünden.

Die Arbeitsgruppe um Robert Lanza von der US-Firma Advanced Cell Technology hat das mit menschlichen Zellkernen getestet, die sie einerseits in Eizellen von Menschen, anderseits in jenen von Rindern und Kaninchen einsetzten. Anschließend untersuchten sie die Genaktivitäten der daraus entstandenen Klone und verglichen sie mit den Aktivitäten in normalen, durch künstliche Befruchtung erzeugten Embryonen. Das Ergebnis der Studie, die im Fachjournal Cloning and Stem Cells publiziert wurde, ist ernüchternd (doi:10.1089/clo.2009.0004, 2009): Die Embryonen schienen sich zwar normal zu entwickeln und unterschieden sich auch äußerlich nicht. Doch bei den Chimären zeigten 2400 bis 2950 Gene ein anderes Aktivitätsmuster - die meisten Erbfaktoren waren abgeschaltet. Darunter waren auch wichtige Steuergene wie Oct-4, Sox-2 und Nanog, die für die Entwicklung der embryonalen Stammzellen eine entscheidende Rolle spielen. Ian Wilmut, Direktor des Centre for Regenerative Medicine in Edinburgh und Herausgeber der Zeitschrift, zeigt sich enttäuscht: „Das bedeutet, dass die Erzeugung von patientenspezifischen Stammzellen auf diesem Weg nicht machbar ist.“ Erst im Mai 2008 hatte das britische Parlament auf Druck der Forscher die Erzeugung von Hybrid-Embryonen nach zahlreichen Protesten legalisiert.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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