Bioethik aktuell

Sterbehilfe: IMAS-Umfrage in Österreich weist grobe Lücken auf

Unseriöse Fragestellung, Palliativmediziner warnen vor aktiver Sterbehilfe

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In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Linzer Meinungsumfrageinstituts IMAS befürwortet angeblich fast die Hälfte aller Österreicher die aktive Sterbehilfe nach dem Modell der Niederlande. Ein genauerer Blick auf die Fragen zeigt jedoch, dass das als seriös geltende Institut in dieser Debatte offenbar selbst Politik machen möchte. Unter dem Titel „Beharrliches Ja zur Sterbehilfe“ (IMAS-Report Nr. 23, November 2006) legt IMAS indirekt nahe, dass der Gesetzgeber dem Mehrheitswillen der Bevölkerung folgen und holländische Sterbehilfepraktiken legalisieren sollte. Auffallend sind jedoch folgende Punkte: 1. In der Befragung wird nicht zwischen Sterbehilfe als illegaler Tötung und legitimen Sterbenlassen differenziert; 2. Es wird nicht befragt, was denn genau die Österreicher vom holländischen Modell wissen, außer, dass das Leben auf eigenen Wunsch bei starkem Leiden verkürzt werden darf. 81 Prozent hätten von diesem Modell schon einmal „gehört oder gelesen“. Darauf, dass in Holland inzwischen auch Neugeborene euthanasiert werden dürfen (eigener Wunsch?) und Initiativen wie das Tragen einer „Credo-Card“ notwendig geworden sind, um sich gegen fremdbestimmte Tötungsabsichten zu wehren, werden nicht erwähnt. IMABE-Geschäftsführer Enrique Prat hatte die IMAS-Befragung, die bereits vor fünf Jahren durchgeführt und nun 1:1 wiederholt wurde, schon damals kritisiert („Meinungsmache für Euthanasie in Österreich. Meinungsforscher manipulieren Befragung“). Die Österreichische Gesellschaft für Palliativmedizin stellte in einer Aussendung klar, dass sie für ein würdevolles und selbstbestimmtes Lebensende stehe, ohne Verlängerung des Sterbeprozesses durch sinnlose Untersuchungen und Behandlungen, die Tötung von Menschen durch den Arzt aber entschieden ablehne. Eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe hätte unabsehbare Folgen: der Druck auf alte und schwerkranke Menschen seitens der Gesellschaft wäre enorm, die ärztliche Berufsethik würde in Frage gestellt, Missbrauch könnte kaum verhindert werden.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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