Bioethik aktuell

Studie: Bestellte Ghostwriter und Autoren arbeiten zu "produktfreundlich"

Striktere Einhaltung der Richtlinien für Offenlegung von Interessenskonflikten gefordert

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Wie unabhängig sind wissenschaftliche Mitarbeiter von Studien, wenn diese von den Pharmafirmen bezahlt werden? Das Ergebnis einer jüngst im Fachjournal PloS Med (2007; 4: e19) publizierten Studie ist ernüchternd: In drei Viertel der Arbeiten wurden maßgebliche Autoren verschwiegen, weil sie direkt von Pharmafirmen bezahlt wurden. Für seine Untersuchung hat Peter Gøtzsche, Leiter des in Kopenhagen ansässigen Nordic Cochrane Centre die Anträge der Firmen bei Ethikkommissionen mit den abschließenden Publikationen verglichen. Die dänischen Ethikkommissionen erlaubten - im Gegensatz zu den britischen - die Einsicht in Unterlagen zu 44 Studien. 43 davon waren von Pharmafirmen initiiert worden. In 31 Studien fand Gøtzsche Hinweise auf die Mitarbeit von Wissenschaftlern der beteiligten Firmen, die in der späteren Publikation nicht oder jedenfalls nicht als Autor erwähnt wurden. In allen Fällen handelte es sich um Statistiker, die von den Herstellern bezahlt wurden. Die dänischen Wissenschaftler fordern nun strengere Kontrollen der bestehenden Leitlinien des International Committee of Medical Journal Editors (ICMJE), einem Zusammenschluss führender Fachzeitschriften, die zur Offenlegung von Interessenkonflikten verpflichtet. Wie verzahnt Sponsoring und Studienergebnisse sein können, zeigt eine weitere aktuelle Publikation (PLoS Medicine 2007; 4: e5). Ein amerikanisches Forscherteam hatte 206 Studien zur gesundheitlichen Wirkung von Limonaden, Säften und Milch, die zwischen 1999 und 2003 veröffentlicht worden waren, genauer unter die Lupe genommen. Dabei zeigte sich, dass jene Arbeiten, die vollständig vom Hersteller des jeweiligen Getränks finanziert worden waren, fast achtmal häufiger von einer positiven Wirkung berichteten als Studien, die nicht vom Hersteller unterstützt worden waren. Imago Hominis behandelte ausführlich das Thema „Ethik in der Pharmaindustrie“ (2005). (Download: Enrique Prat, Ethische Probleme der pharmazeutischen Industrie, Imago Hominis (2005); 12(1): 19-37)

Institut für Medizinische
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