Bioethik aktuell

Studie: Fehlerhafte Verschreibungen werden im System rechtzeitig korrigiert

Experten fordern Schulungsverbesserung in Verschreibungspraxis und klinischer Pharmakologie

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Bei der Verschreibungspraxis von Medikamenten in Großbritannien ist laut eines Editorials im Fachjournal The Lancet (2009; 374: 1945) größere Sorgfalt und Aufmerksamkeit notwendig. Eine aktuelle EQUIB-Studie (Errors. Questioning Undergraduate Impact on Prescribing) - veröffentlicht auf der Webseite der britischen Ärztekammer - hatte ergeben, dass von 124.260 Verschreibungen in 19 Krankenhäusern im Nordwesten Englands im Verlauf von sieben Tagen 11.077 fehlerhaft gewesen waren - eine Fehlerrate von immerhin 8,9 Prozent. 1,7 Prozent dieser Fehler waren potentiell tödlich. Lancet knüpft in seinem Leitartikel an diese Veröffentlichung an und stellt fest, dass die Schulung bezüglich Verschreibungspraxis und Pharmakologie verbessert werden muss. Dass „nahezu ein Zehntel der Verschreibungen in den Krankenhäusern verkehrt war“, halten die Autoren für „schockierend“.

Die positive Nachricht lautet: Nahezu alle Fehler wurden von Apothekern, Krankenschwestern oder anderen Ärzten entdeckt, bevor die Medikamente den Patienten ausgeteilt wurden. Dies spricht für das System. Dennoch kritisiert der Geschäftsführer der britischen Arzneimittel-Zulassungsbehörde MHRA, Kent Woods, dass „die Schulung in klinischer Pharmakologie und Therapeutik an den medizinischen Fakultäten lückenhaft und in einigen Hochschulen auf ein inakzeptables Niveau gesunken ist.“ Um die Sachlage zu verbessern, regen die Autoren der EQUIB-Studie, Tim Dornan und Kollegen, Änderungen der Arbeitsbedingungen in den Kliniken sowie der Ausbildung der Studenten und Doktoranden an. Ebenso wichtig sei es, in der klinischen Praxis eine „Sicherheitskultur“ aufzubauen. Die medizinischen Ausbildungsprogramme für Studenten sollten praxisorientierter verlaufen, darunter das Verschreiben unter Aufsicht in studentischen Assistentenstellen. Außerdem könnten Fehlverschreibungen durch fächerübergreifende und innerbetriebliche Schulungen von Ärzten vermieden werden. Eine Kultur der Sicherheit, von größerer Sorgfalt und Aufmerksamkeit einer jeden Verschreibung gegenüber, müsse zur Norm werden, so die Autoren.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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