Bioethik aktuell

Studie: Frauen müssen nach Brustkrebs nicht auf baldige Schwangerschaft verzichten

Schwangerschaft zeigt einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Mutter

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Junge Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, müssen nicht nach der Therapie zwei Jahre lang bis zu einer Schwangerschaft warten, wie dies bislang von den meisten Gynäkologen empfohlen wurde. Eine frühere Schwangerschaft kann sogar einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Mutter haben, so das Ergebnis einer im British Medical Journal veröffentlichten Studie (2006; doi:10.1136/bmj.39035.667176.55, Pressemitteilung 8. 12. 2006). Die Mediziner befassen sich darin mit den Effekten einer Schwangerschaft nach einem Mammakarzinom und dessen Therapie. Studienleiterin Angela Ives von der University of Western Australia in Crawley/Perth ermuntert die Patientinnen aufgrund der Forschungsergebnisse sogar zu einer frühen Schwangerschaft, auch im Hinblick auf die durch die adjuvante Chemotherapie herabgesetzte Fruchtbarkeit. Schon frühere Untersuchungen hätten gezeigt, dass Frauen, die nach dem Ende der Therapie schwanger wurden, seltener ein Rezidiv ihres Tumors erlitten. Als Ursache gilt ein Healthy-Mother-Effekt. Dieser Effekt war auch in der aktuellen Studie nachweisbar. Die Fünf- und Zehnjahresüberlebensraten von 123 Frauen unter 45 Jahren, die nach dem Krebs schwanger wurden, lagen mit 92 und 86 Prozent über den vergleichbaren Zahlen anderer Patientinnen. Eine verbesserte Prognose hatten allerdings nur diejenigen Frauen, bei denen weniger als sechs Monate seit der Diagnose vergangen waren. Bei diesen Frauen hatte eine Schwangerschaft sogar eine „protektive“ Wirkung, was die Überlebenschancen betraf. Signifikant wurde der Effekt nach 24 Monaten. Der Rat, mit einer Schwangerschaft aus Gesundheitsgründen zuzuwarten, dürfe also nicht generalisiert werden, folgern die Autoren. Er ist nur bei Patientinnen gerechtfertigt, die sich gerade einer Chemo- oder Hormontherapie unterziehen oder deren Krankheit multikausal ist.

Institut für Medizinische
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