Bioethik aktuell

Studie: Frauen tragen Hauptlast in der Pflege

Zwei Drittel der Pflegenden in der Familie sind weiblich

Lesezeit: 01:30 Minuten

Zehn Millionen Deutsche haben einer neuen Studie zufolge einen Pflegefall in der Familie. Bis 2022 könnte sich diese Zahl nahezu verdreifachen. Vor allem für die Frauen dürfte die Belastung noch weiter steigen. 62 Prozent der Umfrageteilnehmer kümmern sich selbst um die Betreuung. Zwei Drittel der Pflegenden sind laut einer vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der R+V-Krankenversicherung durchgeführten Umfrage weiblich. Frauen tragen die Hauptlast, sie seien doppelt betroffen, als Pflegende und - wegen ihrer höheren Lebenserwartung - auch als Pflegebedürftige, erklärt Instituts-Geschäftsführerin Renate Köcher. An der repräsentativen Studie beteiligten sich 1.558 Bundesbürger ab 16 Jahren. Zudem wurden 539 Frauen befragt, die bereits Familienangehörige pflegen oder in den nächsten Jahren damit rechnen, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online 4. 12.2012).

Die Hälfte der Frauen widmet sich demnach länger als drei Jahre und täglich mehr als drei Stunden ihren pflegebedürftigen Angehörigen. Auch mehr als jede dritte berufstätige Frau (37 Prozent) bringt dieses Pensum auf. Derzeit sind nur 42 Prozent der Frauen, die Angehörige pflegen, überhaupt berufstätig und dann meist in Teilzeit. Jede Achte betreut einen sehr schweren Pflegefall.

Auch wenn 64 Prozent der Frauen Unterstützung durch andere Familienmitglieder oder einen Pflegedienst erhalten: Jede Vierte kümmert sich nach eigenen Angaben um fast alles selbst, 40 Prozent erledigen den Hauptteil der Arbeit, 70 Prozent der Frauen fühlen sich dadurch in ihrem Alltag häufiger eingeschränkt, zwei Drittel belastet die Pflege psychisch stark oder sogar sehr stark. Vor allem ältere Frauen hätten Angst, dass sie die Situation künftig überfordere, sagte Köcher.

Der aktuelle Pflegereport 2030 der Bertelsmann Stiftung (online 19. 11. 2012) berechnet, dass bis 2030 der Pflegebedarf in Deutschland um 50 Prozent steigen wird. Rund 500.000 Vollzeitkräfte werden in der Pflege fehlen, wenn nicht rechtzeitige Weichenstellungen vorgenommen werden, so die Warnung.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
Unterstützt von: