Eine intensive und multidisziplinäre Betreuung von Krebs-Patienten verbessert die Therapie deutlich. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist offenbar auch die Einbindung von Apotheken, die die Medikamente herausgeben. Das besagt eine neue Studie unter der Leitung von Ulrich Jaehde vom pharmazeutischen Institut der Universität Bonn, die im Journal Supportive Care in Cancer (doi:10.1007/s00520-010-0927-5) erschienen ist.
Grundlage der Studie, die in Kooperation mit verschiedenen Kliniken und Arztpraxen entstand, ist die Erfahrung, dass Krebspatienten Medikamente in Tablettenform zu Hause oft unregelmäßig und nicht nach dem vom Arzt vorgeschriebenen Therapieschema einnehmen. Rund ein Viertel der beobachteten Patienten folgte mindestens einmal pro Woche nicht der ausgehändigten Verschreibung. Häufig hatten unangenehme Nebenwirkungen dazu geführt, dass die Patienten die Medikamente nicht korrekt einnahmen oder die Therapie ganz abbrachen, so die Autoren.
Eine gezielte Unterstützung von Krebspatienten in Zusammenarbeit mit Apothekern kann dagegen die Therapietreue signifikant steigern, zeigte die aktuelle Studie. Während ein Viertel der nicht betreuten Patienten ihre Tabletten an mehr als jedem fünften Tag nicht korrekt einnahm, traf dies auf keinen der betreuten Patienten zu. „Die betreuten Patienten hielten sich nicht nur besser an das Therapieschema des Arztes, sondern brachen die Behandlung auch seltener ab“, sagt der Studienleiter und Klinische Pharmakologe Ulrich Jaehde.
Neu an dem vorgestellten Modell ist unter anderem die Einbindung von Apothekern. Nach der Entscheidung für eine Krebstherapie in Tablettenform informiert der Arzt den Patienten über die Möglichkeit einer zusätzlichen pharmazeutischen Betreuung. Ist der Patient daran interessiert, gibt ein Apotheker ihm Einnahmehinweise und berät ihn zur Therapie, erklärt, welche Nebenwirkungen bei seinen Medikamenten auftreten könnten, wie er sie frühzeitig erkennt und was er dann tun kann. Bei Fragen stehen die Apotheker jederzeit auch telefonisch zur Verfügung. Derzeit läuft noch eine Folgestudie, um das Betreuungsmodell weiter zu verbessern.