Bioethik aktuell

Studie: Individuelle Ernährung im Spital kann Leben retten

Ausgewogener Speiseplan reduziert Komplikationen und Sterblichkeit bei multimorbiden Patienten

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Die Ernährung der Patienten wird im Krankenhaus in Hinblick auf den Genesungsprozess immer noch unterschätzt. Dabei kann eine gezielte Korrektur von Ernährungsdefiziten die klinischen Ergebnisse der Behandlung von multimorbiden Patienten signifikant verbessern. Dies zeigt nun eine multizentrische Studie aus der Schweiz, die im Fachjournal Lancet (2019; doi: 10.1016/S0140-6736(18)32776-4) publiziert wurde.

Wer wegen einer Erkrankung nicht mehr richtig essen und trinken kann, läuft Gefahr, zu wenige Proteine als Energiespender zu sich zu nehmen. In den medizinischen Abteilungen von Krankenhäusern ist von diesem Phänomen über ein Drittel der stationären Patienten betroffen. Durch eine Mangelernährung verschlechtert sich nicht nur die Lebensqualität der hospitalisierten Patienten, sondern sie wirkt sich auch negativ auf den Krankheitsverlauf aus, steigert das Risiko für Komplikationen und erhöht die Sterberate.

Von den 5.015 Patienten, die der Internist Philipp Schütz von der Universität Basel und Mitarbeiter an acht Schweizer Kliniken untersuchten, hatten 2.088 einen Score von 3 oder mehr auf dem Ernährungsfragebogen NRS 2002 (Nutritional Risk Screening), was ein Ernährungsdefizit anzeigt, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 29.4.2019).

Die Patienten wurden nach dem Los auf zwei Gruppen verteilt. Die eine Gruppe erhielt während des mindestens viertägigen Krankenhausaufenthalts die herkömmlichen Gerichte aus der Klinikküche. Für die Patienten der zweiten Gruppe stellten Ernährungsberaterinnen ergänzend einen individuellen Ernährungsplan zusammen.

Nach 30 Tagen zeigte sich: Durch eine individualisierte Ernährung wurde nicht nur die Versorgung mit Energie und Proteinen besser erreicht, sondern die Behandlungsergebnisse verbesserten sich generell. So traten im Vergleich weniger schwere Komplikationen auf und die Sterblichkeit ging zurück. Statistisch ließen sich bei einer von 25 behandelten Personen eine schwere Komplikation und bei 37 behandelten Personen ein Todesfall verhindern.

Laut Studienleiter Schütz zeigen die Ergebnisse, dass Mangelernährung ein modifizierbarer Risikofaktor sei und eine entsprechende Ernährungstherapie bei Risikopatienten den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann (vgl. Pressemitteilung, online, 26.4.2019).

Institut für Medizinische
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