Bioethik aktuell

Studie: Scharfe Kritik an der einseitigen Mittelvergabe der WHO

Gelder werden überproportional Infektionskrankheiten zugeordnet

Lesezeit: 58 Sekunden

Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem regulären Haushalt oder aus gesonderten Spendenaufkommen verteilten finanziellen Mittel sind den weltweiten, durch verschiedene Krankheiten entstehenden Lasten nicht angepasst. Zu diesem Schluss kommt der Soziologe David Stuckler von der Universität Cambridge in einer jüngst in The Lancet veröffentlichten Studie. (2008; 372: 1563-1569). Die Forscher stellten fest, dass WHO-Zuteilungen erheblich einseitig und überproportional Infektionskrankheiten zugeordnet wurden. Die Vergabe der Mittel ging dabei an den eigentlichen Bedürfnissen der Betroffenen vorbei.

In den Jahren 2006 - 2007 widmete die WHO 87 Prozent ihres gesamten Budgets infektiösen Krankheiten (v. a. HIV/AIDS), 12 Prozent nicht ansteckenden Krankheiten und weniger als ein Prozent Verletzungen und Gewaltfolgen. Dabei sind die regionalen Unterschiede erheblich. In Afrika geht etwa 75 Prozent der Sterblichkeit auf Infektionskrankheiten zurück, während im westpazifischen Raum rund 75 Prozent der Sterblichkeit durch nicht ansteckende Krankheiten verursacht werden. Studienleiter Stuckler spricht von einem „Missverhältnis“. Es sei Aufgabe der WHO, Spender davon zu überzeugen, dass die gewaltige Krankheitsbelastung durch Verletzungen und nicht ansteckende Krankheiten ebenfalls in der Verantwortlichkeit der Organisation liege, fordert Stuckler im Vorfeld einer vom 16. bis 19. November 2008 in Bamako in Mali stattfindenden Tagung der WHO.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
Unterstützt von: