Bioethik aktuell

Studie: Therapeutischer Nutzen von Nabelschnurblutbanken ist gering

Es ist kein Versäumnis der Eltern, das Nabelschnurblut ihres Kindes nicht einzufrieren

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Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind eines Tages aus seinem eigenen Nabelschnurblut therapeutischen Nutzen ziehen kann, ist extrem gering. Dies ist das Ergebnis einer im Deutschen Ärzteblatt International (2009; 106: 831-836) veröffentlichten Übersichtsstudie. Von derzeit weltweit geschätzten 2,5 Millionen eingelagerten autologen (Empfänger und Spender sind identisch) Spenden sind bislang maximal 100 transplantiert worden, das Verhältnis von angewendeten zu eingelagerten Präparaten beträgt circa 1:25.000. Trotz dieser ernüchternden Bilanz wecken Betreiber kommerzieller Stammzellbanken durch Werbeinformationen unrealistische Erwartungen, die Eltern in ungerechtfertigte Gewissenskonflikte bringen können. Ärzte sollten deshalb werdende Eltern so beraten, dass sie sich keine Vorwürfe machen, wenn sie Nabelschnurblut nicht einlagern lassen, betonen Studienautorin Verena Reimann und ihre Kollegen vom Institut für Transplantationsdiagnostik und Zelltherapeutika des Universitätsklinikums Düsseldorf. Nach heutigem Stand des Fachwissens stelle es kein Versäumnis dar, das Nabelschnurblut des Kindes nicht einzufrieren. Wer diese Maßnahme im individuellen Falle durchführen lassen will und sie selbst finanziert, sollte über ihren derzeit spekulativen Charakter sachlich korrekt aufgeklärt werden, zitieren die Autoren eine Empfehlung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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