Bioethik aktuell

Studie: US-Forscher entdecken Stammzellen im Fruchtwasser

Leichte Verfügbarkeit, ethisch saubere Gewinnung

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Menschliche Stammzellen lassen sich nicht nur aus Embryonen, Nabelschnurblut oder Organen gewinnen. Ein US-Forscherteam rund um Anthony Atala, Chef des Instituts für Regenerative Medizin an der Wake Forest University, entdeckte nun im Fruchtwasser so genannte AFS-Zellen („amniotic fluid stemcells“). Diese sind, so schreiben die Forscher jüngst im Nature Biotechnology (2007; 25: 100-106) embryonalen Ursprungs. Die AFS-Zellen weisen laut Analyse der Wissenschaftler die beiden wichtigsten Eigenschaften von embryonalen Stammzellen auf: Sie sind extrem vielseitig bei der Entwicklung lebenswichtiger Gewebe und können sich selbst erneuern. Zudem blieb in den Versuchen ihre genetische Stabilität erhalten. Gegenüber embryonalen Stammzellen zeichnen sich die AFS-Zellen durch zwei große Vorteile aus: Sie bilden keine bösartigen Tumore, wie das bei embryonalen Stammzellen sehr oft passiere. Und ihre Gewinnung ist ethisch unbedenklich, da kein menschlicher Embryo getötet werden muss. Den Forschern gelang es, aus AFS-Zellen mit Hilfe unterschiedlicher Wachstumsbedingungen eine Vielzahl spezialisierter Zellen wie Fett-, Muskel-, Knochen-, Nerven- und Leberzellen heranwachsen zu lassen. Bis zu ersten Versuchen an Menschen dürften noch Jahre vergehen, doch die leichte Verfügbarkeit der Stammzellen im Fruchtwasser wird Atala zufolge die weitere Forschung erheblich erleichtern. „Das Fruchtwasser ist voll von diesen fötalen Zellen“, erklärte der Wissenschaftler. Der Vatikan begrüßte den Forschungserfolg. Das neue Verfahren sei ein bedeutender Schritt vorwärts und ethisch zulässig, sagte der für Medizinethik zuständige Kurienkardinal Javier Lonzano Barragan gegenüber der italienischen Tageszeitung La Stampa (08. 01. 2007) Barragan betonte, die Kirche ermutige zum Fortschritt in der Stammzellforschung und der Gentechnik, so lange die Rechte und die Würde des Menschen von seiner Empfängnis an respektiert würden.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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