Bioethik aktuell

Studie: Wissenschaftler entdecken viel versprechende Stammzellen in der Lunge

Neue Therapiechancen für Patienten mit irreversibel geschädigtem Lungengewebe

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US-Forscher haben Stammzellen in der menschlichen Lunge entdeckt. Nach der Injektion in Mäuse stellten diese Stammzellen geschädigte Lungenareale wieder her. Das Team um Piero Anversa, Direktor des Center for Regenerative Medicine at Brigham and Women's Hospital (Harvard/Boston) war selbst vom Ergebnis überrascht: Innerhalb von nur zwei Wochen zeigten die Lungenstammzellen ihre Vielseitigkeit im Wiederaufbau von Atemwegen, Lungenbläschen und Blutgefäßen, berichten die Autoren im New England Journal of Medicine (2011,364:1795-1806). Inwieweit die Ergebnisse auch neue Chancen für Patienten mit Emphysem und anderen Lungenkrankheiten eröffnet, ist nun Gegenstand weiterer Forschungen.

Zunächst hatten die Wissenschaftler bei nicht brauchbaren Spenderlungen Lungenstammzellen mit speziellen Markern isoliert. In den folgenden Testserien stellte sich heraus, dass diese Zellen über alle Eigenheiten von richtigen Stammzellen verfügten: Sie besaßen die Fähigkeit zur Selbsterneuerung, sie konnten als Klon vermehrt werden und sie waren in der Lage, sich in Lungengewebe zu differenzieren: Diese in die geschädigten Lungen von Mäusen eingebrachten humanen Lungenstammzellen regenerierten die geschädigten, indem sie eine Vielzahl verschiedener Zellstrukturen bildeten, die sich in die knifflige Lungenstruktur einfügten, berichtet Eurekalert (online, 11.5.2011).

In einem begleitenden Editorial wird erläutert, dass sich nach bisher gängiger Meinung keine einzelne Zelle in der Lunge in verschiedene Zelltypen differenzieren könne, auch wenn bekannt war, dass sich bestimmte Zellen in jeweils einen anderen, spezifischen Typ verändern konnten (z.B. Endothelzellen oder Zellen der Schleimhaut der Atemwege). In der vorliegenden Studie sei es aber den Forschern gelungen, 21 Proben von normalen humanen Stammzellen in Nischen der peripheren Luftwege aufzuspüren und zu gewinnen, die sie dann im Teströhrchen erfolgreich zum Wachsen bringen konnten. Damit eröffnet sich ein hoffnungsvoller Ansatz, irreversibel geschädigte Lungenstrukturen wie z.B. beim Emphysem und bei der Lungenfibrose einmal wiederherstellen zu können.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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