Bioethik aktuell

Symposium Fehlerkultur, 19./20. 11. 2010: Vertrauen sichern, Verantwortung übernehmen, Kommunikation fördern

Wie man das Beste aus einer misslichen Situation machen kann

Lesezeit: 01:55 Minuten

Gesunde Niere entfernt, falsches Bein amputiert: Es sind tragische Ereignisse, mit denen die Medizin in Österreich derzeit Schlagzeilen macht. Unwillkürlich drängen sich dabei Fragen auf: Wie lassen sich solche Fehler vermeiden? Wer trägt dafür Verantwortung? Was heißt Schuld? Lassen sich Fehlerquellen nicht früher erkennen? Was ist in der internen Kommunikation schief gelaufen? Wie sagt man es dem Patienten?

Am IMABE-Symposium „Fehlerkultur in der Medizin“ (19./20. November 2010 in der AUVA, Wien) greifen Experten diese aktuellen Fragen im interdisziplinären Austausch auf. Der Philosoph Clemens Sedmak (Universität Salzburg) hält es für problematisch, dass durch die „Kultur der Rechenschaftspflicht“ in der Medizin ein „unglaublich bürokratischer Apparat“ entstand. Das „Moment der Verantwortung“, nämlich selbst einzuschätzen und selbst zu urteilen, werde zunehmend an anonyme Instanzen delegiert, kritisiert Sedmak in einem Interview mit der Österreichischen Ärztezeitung aus Anlass des Symposiums (25. Oktober 2010). Fehlerkultur setze eine Kultur von Verantwortung voraus.

Für Markus Schwarz, vormaliger Wirtschaftsdirektor der Christian-Doppler-Klinik und Leiter des Public Health Instituts der PMU in Salzburg, hängt der mangelhafte Umgang mit Fehlern im medizinischen Alltag mit zu strengen Hierarchien zusammen. Je nach Leitung könne der Einzelne über eigene Fehler oder die eines anderen sprechen - oder es wird geschwiegen. In der Entwicklung einer internen Fehlerkultur sollte man davon wegkommen, alles auf einen Schuldigen abzuwälzen, denn „in der Regel ist ein Fehler ein Fehlverhalten mehrerer Beteiligter“, sagt Schwarz (vgl. Österreichische Ärztezeitung, 25. Oktober 2010). Fehler sollten deshalb „als ein gemeinsam zu verhinderndes Ereignis wahrgenommen werden“, betont der Experte.

Wenn es zu einem tragischen Vorfall gekommen ist, stellt sich die Frage: Wie sage ich es dem Patienten? Der Wiener Unfallchirurg Titus Gaudernak wird anhand von „Sechs Kriterien einer patientenorientierten Kommunikation“ (vgl. „Umgang mit Fehlern“, Ärztewoche online 27. Oktober 2010) erläutern, dass Ärzte gegenüber dem Patienten die Pflicht zur Ehrlichkeit haben. Nur ein klar pro-aktives Verhalten kann einem drohenden Vertrauensverlust vorbeugen.

Weitere prominente Referenten des Symposiums sind u. a. der Gynäkologe Norbert Pateisky (Leiter der Abteilung für Risikomanagement und Patientensicherheit des AKH Wien), der Medizinsoziologe Holger Pfaff (Universität Köln), der Jurist Michael Memmer (Universität Wien), die Kommunikationstrainerin Gabriele Cerwinka, Pflegedirektorin Astrid Engelbrecht (KH Hietzing), sowie Andreas Greslehner, Ärztlicher Direktor der AUVA.

Weitere Infos zum Symposium „Fehlerkultur in der Medizin“ entnehmen Sie unserer Homepage.

Institut für Medizinische
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