Bioethik aktuell

Eizellen-Spendenskandal: Südkoreanischer Klon-Pionier räumt Fehler ein

Eigene Mitarbeiterinnen lieferten Eizellen für Klon-Versuche

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Der südkoreanische Tierforscher Woo-Suk Hwang, der im Mai 2004 erstmals einen Menschen geklont und daraus embryonale Stammzellen isoliert hatte, gab nun zu, Eizellenspenden von Forscherinnen, die mit ihm zusammengearbeitet hatten, für seine Klonexperimente verwendet zu haben. Damit habe er den ethischen Grundsatz untergraben, wonach Autoritätsverhältnisse nicht für eigene Zwecke missbraucht werden dürfen, so der Vorwurf der Kollegenschaft. Außerdem hatten mehrere Frauen, die die Gesundheit gefährdende Hormonstimulation für eine Eizellenspende auf sich genommen hatten, dafür Geld erhalten. Nach eigenen Angaben hatte Hwang insgesamt 252 Eizellen für seine Klonversuche von 2004 benötigt. Ein Co-Forscher Woo-Suk Hwangs gab, dass die Eizellenspenderinnen als Aufwandsentschädigung 1300 Euro erhalten hatten.

Hwangs Eingeständnis kam erst aufgrund massiven öffentlichen Drucks zustande. Auslösend war ein Interview mit dem renommierten US-Forscher Gerald Schatten Mitte November in der Washington Post. Darin kündigte Schatten völlig überraschend an, ab sofort nicht mehr mit dem südkoreanischen Klon-Pionier zusammenzuarbeiten. Der Verdacht habe sich bestätigt, dass Hwang bei seinen Forschungsprojekten auch auf gespendete Eizellen von mindestens zweien seiner Mitarbeiterinnen zurückgegriffen habe. Daraufhin verlangten sowohl das Wissenschaftsmagazin Science, das 2004 Hwangs Forschungsergebnisse publiziert hatte, als auch Nature eine öffentliche Erklärung des 52-jährigen Forschers. Nature fordert darüber hinaus die Regierung Südkoreas auf, eine Untersuchungskommission zur Klärung des Falls einzusetzen. Nicht nur um die „wissenschaftliche Integrität Südkoreas zu retten“, sondern auch, so Nature, um Skeptikern weltweit zu zeigen, dass Forschung mit embryonalen Stammzellen nach ethischen Prinzipien erfolge.

Die nun öffentlich gewordene Vorgangsweise des Südkoreaners löste eine Welle der Kritik aus. Der Buddhist Hwang, der in seinem Heimatland als „King of Cloning“ gefeiert wird, mehr als eine Million Dollar Forschungsgelder erhielt und vom „Time“-Magazin zu einer jener 100 Personen gekürt wurde, die die Menschheit im Jahr 2004 am weitesten vorangebracht haben, kündigte nun an, er wolle sich aus allen öffentlichen Ämtern zurückzuziehen. Unter anderem tritt er vom Vorsitz des erst vor einem Monat gegründeten Konsortiums „World Stem Cell Hub“ zurück, das das therapeutische Klonen weltweit vorantreiben soll. In Hinkunft werde er nur noch Grundlagenforschung betreiben.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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