Bioethik aktuell

Tabakkonsum: Rauchen kostet in Österreich 2,4 Milliarden Euro und 12.840 Todesfälle

Österreich ist Schlusslicht bei politischen Maßnahmen zur Reduktion des Tabakkonsums

Lesezeit: 02:06 Minuten

© Fotolia_117765696_vchalup

Rauchen fordert seinen Preis. In Österreich sterben jährlich 12.840 Menschen direkt oder indirekt am Tabakkonsum (8.010 Männer, 4.830 Frauen). Davon entfallen rund 230 Sterbefälle auf Passivrauchen inklusive des Todes von elf Kindern innerhalb des ersten Lebensjahres. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Höhere Studien in Wien unter Leitung des Gesundheitsökonomen Thomas Czypionka hervor (vgl. ORF, online, 21.9.2018). Und: Rauchen kostet die Volkswirtschaft jährlich 2,4 Milliarden Euro, so ein weiteres Ergebnis der im Auftrag der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse durchgeführten IHS-Studie.

Mit seiner halbherzigen Raucher-Politik bildet Österreich das Schlusslicht in Europa. International ist der Raucheranteil seit 2000 um 6,6 Prozentpunkte gesunken - nur nicht in Österreich: Im Jahr 2014 rauchte ein Viertel der Erwachsenen täglich (24 Prozent), eine Quote, die sich seit 1997 nicht verändert hat. Der OECD-Schnitt liegt bei 18 Prozent (vgl. Bioethik aktuell, 11.12.2017).

Knapp 882.000 Österreicher haben das Nichtraucherschutz-Volksbegehren Don't smoke unterschrieben, worin ein „komplettes Rauchverbots in der Gastronomie“ gefordert wird. Für eine Behandlung im Parlament sind bei Volksbegehren 100.000 Unterschriften notwendig. Allerdings: Eine Volksabstimmung über das Rauchverbot in der Gastronomie wird es keine geben. Laut Regierungsprogramm sei eine automatische Abstimmung nach erfolgreichen Volksbegehren erst ab 2022 vorgesehen (vgl. Standard, online, 9.10.2018)

Erste Zwischenergebnisse einer von der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse (STGKK) in Auftrag gegebenen Studie bekräftigen die Forderung nach einem kompletten Rauchverbot. Unter Leitung des Umweltanalytikers Peter Kappler wurden in verschiedenen Grazer Lokalen Feinstaubmessungen durchgeführt. Das Ergebnis: Auch in sog. „Nichtraucher-Zonen“ kommt es de facto zu einem schädigenden Passivrauchen. Laut Studie sind die Feinstaubwerte selbst dort viel höher als in kompletten Nichtraucherlokalen.

Die Feinstaubkonzentration war in sog. „Nichtraucher-Zonen“ bis zu achtmal so hoch wie in reinen Nichtraucherlokalen oder auf der Straße. In reinen Raucherlokalen ist die Belastung sogar bis zu 20-mal so hoch wie in reinen Nichtraucherlokalen. Eine Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereich sei „technisch nicht möglich“, resümiert Studienleiter Kappler gegenüber dem Standard (online, 1.10. 2018). Nur ein komplettes Rauchverbot in der Gastronomie könne vor den gesundheitlichen Schäden des Passivrauchens schützen.

In Ländern wie Finnland, Irland, Italien oder Kanada macht sich das teils seit Jahrzehnten geltende generelle Rauchverbot in der Gastronomie bezahlt. So ist etwa die Zahl der Herzinfarkte signifikant gesunken. Eine Metaanalyse zeigte nach der Einführung von rauchfreien Lokalen eine Reduktion der Herzinfarkte um 15 Prozent und eine Reduktion der Schlaganfälle um 16 Prozent innerhalb eines Jahres. Auf Österreich umgerechnet würden dies jährlich 5.000 weniger Herzinfarkte und 3.200 weniger Schlaganfälle bedeuten (vgl. Kleine Zeitung, online, 12.12.2017). Zudem kann ein Rauchverbot in Gaststätten Jugendliche davor bewahren, zu dauerhaften Rauchern zu werden (vgl. Bioethik aktuell, 13.5.2008).

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
Unterstützt von: