Bioethik aktuell

Reproduktionsmedizin: IVF mit Eizellspende erhöht die Gesundheitsrisiken bei Frauen erheblich

In Österreich gibt es keine validen Daten zu Komplikationsraten bei Frauen nach IVF

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Die Eizellspende ist in Österreich seit 2015 erlaubt, der Schweizer Nationalrat hat eine Legalisierung der Eizellspende im März 2019 abgelehnt, in Deutschland wird gerade über eine Freigabe debattiert. Kaum diskutiert wird darüber, was eine Schwangerschaft nach Eizellspende für die austragende Frau bedeutet. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass Frauen ein bis zu fünffach höheres Risiko für schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen haben als Frauen nach spontaner Schwangerschaft.

Das berichten die Epidemiologin Barbara Luke von der Michigan State University und ihre Kollegen u. a. von der Johns Hopkins und der Yale University. Ihre nun im American Journal of Obstetrics & Gynecology (February 2019; 220(2): 195.e1-195.e12) publizierte Studie befasst sich generell mit den Gesundheitsrisiken bei Frauen, die eine künstliche Befruchtung durchführen lassen. Frauen, die sich eine fremde befruchtete Eizelle einsetzen lassen, sind davon besonders betroffen.

Bei 11.703 Schwangerschaften, in denen Frauen ein genetisch fremdes Kind austrugen, kam es in 30 Prozent zu schweren gesundheitlichen Komplikationen: Von 3.500 Frauen mussten 800 auf die Intensivstation eingeliefert werden, 1.150 benötigten Bluttransfusionen, in 465 Fällen kam es zu einer ungeplanten Gebärmutterentfernung, so das Ergebnis der Studie.

„Man kann die Faktenlage nicht länger ignorieren: Verfahren der künstlichen Befruchtung, insbesondere Eizellenspenden, sind für die Gesundheit der Mutter keineswegs harmlos“, betont IMABE-Geschäftsführerin Susanne Kummer. In Österreich erhält man dazu keine validen Daten, kritisiert die Bioethikerin. „Frauen wird suggeriert, dass sie auch ab 40 mit fremden Eizellen Kinder bekommen können. Abgesehen von der sehr geringen Erfolgsrate werden auch die Gesundheitsrisiken unter den Tisch gekehrt.“ Diese Komplikationsraten würden laut Kummer auch ein „erschreckendes Licht auf die Situationen von Leihmütter werfen“. „In praktisch sämtlichen Fällen tragen Leihmütter genetisch fremde Kinder aus. Der Preis, den sie dabei für ihre eigene Gesundheit zahlen, verschärft nochmals die Situation der Ausbeutung“, gibt die Bioethikerin zu bedenken.

Das Forscherteam stellte auch bei einer „normalen“, mit eigenen Eizellen durchgeführten, künstlichen Befruchtung, erhöhte Gesundheitsrisiken fest. So ist bei einer IVF das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie schwerer Dammriss bei der Geburt, ungeplante Hysterektomie, Uterusruptur oder die Notwendigkeit von Bluttransfusionen um das 1,3 bis 2,5-Fache gegenüber einer spontanen Schwangerschaft erhöht. Für ihre Analyse hatten die Autoren Daten zwischen den Jahren 2004 und 2013 von 1.346.118 fertilen Frauen, 11.298 subfertilen Frauen (behandlungsbedürftig) sowie 120.106 Frauen, bei denen eine IVF durchgeführt wurde, untersucht.

Eine ebenfalls kürzlich im Canadian Medical Association Journal publizierte Studie (4. Februar, 2019; 191(5): E118-E127; DOI: http://www.cmaj.ca/content/191/5/E118) verglich 11.546 Frauen, die wegen Unfruchtbarkeit hormonell oder mittels Insemination behandelt wurden und solchen, die sich einer künstlichen Befruchtung (IVF) unterzogen hatten mit 47.553 unbehandelten schwangeren Frauen. Schwere mütterliche Erkrankungen wie Sepsis, Aufnahme auf der Intensivstation, eine ungeplante Entfernung der Gebärmutter, Herzprobleme bzw. Blutungen oder der Tod wurden bei den behandelten Frauen insgesamt in 3 Prozent der Fälle, bei den unbehandelten in 2,2 Prozent festgestellt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau drei oder mehrere dieser Komplikationen erlitt, war bei der Gruppe der Frauen, die sich einer IVF unterzogen hatten, 2,3-mal so hoch als bei allen anderen Vergleichsgruppen.

Institut für Medizinische
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