Bioethik aktuell

Studie: Behandlung von Übergewicht muss Faktor Familie miteinbeziehen

Jedes vierte Kindergartenkind in Salzburg ist übergewichtig

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Laut einer aktuellen Studie der Gesundheitsinitiative SALTO (Salzburg together against obesity) ist jedes vierte Kindergartenkind übergewichtig oder adipös, berichtet der Standard (online, 27.5.2015). SALTO hat im Rahmen einer Pilotstudie die Ernährungs- und Bewegungspräferenzen sowie die motorische Fitness, das Körpergewicht und die Größe von knapp 200 Kindergartenkindern der Stadt Salzburg erhoben. Dabei wurde auch festgestellt, dass viele Kinder bestimmte motorische Fertigkeiten nicht mehr altersentsprechend beherrschen, was jedoch eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Körpergewicht darstellt.

Für Kinderärztin Raffaela Hammerl liegt die Zukunft der Behandlung in interdisziplinären Konzepten: „Die Behandlung der Adipositas ist sehr langwierig und schwierig, da eine langfristige Lebensstilumstellung der gesamten Familie nötig ist.“ Eine multidisziplinäre Herangehensweise von Kinderärzten, Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten sowie Ernährungsberatern sei gefragt.

Dass soziale Faktoren einen Einfluss auf die Menge des Nahrungskonsums, zeigte kürzlich ein australische Studie: Wie viel andere sich auf den Teller legen, beeinflusst auch das eigene Essverhalten, so das Ergebnis der in Social Influence (DOI:10.1080/15534510.2015.1008037) publizierten Meta-Analyse. „Interne Signale wie Hunger und sich satt fühlen, können oft unzuverlässige Ratgeber in sozialen Situationen sein. In einer solchen Umgebung können Menschen am Beispiel anderer entscheiden, wie viel Nahrung sie verzehren sollten“, so Studienautor Lenny Vartanian von der University of New South Wales, Australien.

Wenn der Begleiter sehr wenig aß, reduzierten die Menschen ihre Nahrungsaufnahme und aßen weniger, als wenn sie allein am Esstisch saßen. Wenn das soziale Lernmodell mehr zu sich nahm, aßen die Probanden ihre normale Nahrungsmenge oder mehr. Dieser psychologische Effekt - das soziale Modell-Lernen - kann Menschen offenbar dazu bringen, weniger oder mehr zu essen als sie es normalerweise tun würden. Dieser Effekt trat unabhängig vom Körpergewicht der Teilnehmer auf. „Die Medienberichte konzentrieren sich eher darauf, wie groß die Portionen sein sollten. Aber dieser Modell-Lern-Effekt verdient mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit, da er einen großen Einfluss auf die Fähigkeit der Menschen hat, ihre Nahrungsaufnahme zu regulieren“, sagte Vartanian.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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