Bioethik aktuell

Studie: Einsamkeit erhöht Risiko für Alzheimer

Soziale Interaktionen haben einen spürbaren Einfluss auf das Gehirn

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Ältere Menschen, die sich einsam und verlassen fühlen, erkranken mehr als doppelt so häufig an einer Alzheimer-Demenz wie gesellige Menschen. Das haben Forscher vom Alzheimer-Zentrum der Rush Universität in Chicago in einer vierjährigen Studie mit 823 Senioren herausgefunden. Die Autoren, die die Ergebnisse ihrer Studie im Archives of General Psychiatry (2007; 64: 234-240) publizierten, glauben nicht, dass der soziale Rückzug ein Frühsymptom der Erkrankung ist. Mit dem Memory and Aging Project erforschen Mediziner der Rush Universität in Chicago seit Jahren die vielfältigen Aspekte der Alzheimer-Demenz. Dazu gehört die Tatsache, dass viele Personen bereits vor dem Ausbruch der Erkrankung zunehmend sozial isoliert sind. In der aktuellen Studie zeigen Robert Wilson und sein Team, dass allein schon das Gefühl der sozialen Isolierung mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko assoziiert ist. Senioren, die ihr Gefühl der Einsamkeit mit 3,2 Punkten bewerteten - der höchsten Punktzahl im Rahmen der Studie -, hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko, an der Nervenkrankheit zu erkranken. Die Studie zeige, dass soziale Interaktionen einen spürbaren Einfluss auf das Gehirn haben, meint Susanne Sorensen von der britischen Alzheimer's Society, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 06. 02. 2007). Ähnlich äußert sich Rebecca Wood vom Alzheimer's Research Trust, einer britischen Stiftung. Mahnend weist sie auf Fragmentierungstendenzen in der Gesellschaft mit der Zunahme sozial isolierter Menschen hin, die langfristig einen „echten“ Einfluss auf die mentale und physische Gesundheit der Bevölkerung haben könnten. Die Erklärung, wie negative Emotionen die doch massiven strukturellen Veränderungen im Gehirn des Alzheimerkranken auslösen könnten, fehlt allerdings noch.

Institut für Medizinische
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