Bioethik aktuell

Studie: Warnung vor schädlichen Folgen von Cannabis-Konsum bei Jugendlichen

Laut aktuellem Weltdrogenreport steigt die Zahl der Designerdrogen weltweit an

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Vor den gravierenden Folgen von Cannabis-Konsum in jungen Jahren warnt eine aktuelle im New England Journal of Medicine (2014; 370: 2219-2227) publizierte Übersichtsarbeit. Das Suchtmittel Cannabis (Rohstoff der Drogen Marihuana und Haschisch) richte dauerhafte gesundheitliche Schäden an, das Suchtpotenzial der Droge wurde bislang offenbar unterschätzt.

Sucht- und Hirnforscherin Nora Volkow vom US-amerikanischen National Institute on Drug Abuse (NIDA) in Bethesda/Maryland hat rund 80 einschlägige Studien aus den vergangenen zehn Jahren ausgewertet. Schon bei kurzfristigem Cannabis-Konsum zeigten sich Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der motorischen Koordinierung. Eine hohe Dosis könne bei den Konsumenten auch Wahnvorstellungen oder Psychosen auslösen. Bei einem langfristigen Konsum sieht NIDA- und Studienleiterin Volkow aufgrund der Datenlage außerdem die Gefahr einer Abhängigkeit: Sie entwickle sich bei 9 Prozent aller Konsumenten, bei einem Beginn im Jugendalter sogar bei 17 Prozent, bei täglichem Konsum würden 25 bis 50 Prozent abhängig (vgl. Süddeutsche Zeitung, online, 20. 6. 2014). Eine Störung der Hirnentwicklung wurde vor allem bei jenen Personen beobachtet, die als Jugendliche mit dem Cannabiskonsum begonnen hatten. Der regelmäßige Cannabis-Konsum in frühen Teenager-Jahren senkt den IQ im Erwachsenenalter, auch wenn die Jugendlichen dann als Erwachsene aufgehört hatten, Marihuana zu rauchen.

Angesichts der Daten halten es die Hirnforscher für wichtig, „die Öffentlichkeit zu warnen, dass der Konsum von Marihuana in Teenager-Jahren ein gesundheitliches, soziales und schulisches Risiko mit sich bringt“. Sie appellieren an Ärzte, mehr in der Aufklärung zu intervenieren, und warnen vor einer Legalisierung der Droge für nicht-medizinische Zwecke.

Anlässlich der Vorstellung des Weltdrogenberichts 2014 der UN-Behörde für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien am Weltdrogentag (vgl. Die Zeit, online, 26. 6. 2014) zeigte sich die UNO besorgt angesichts der weltweiten Ausbreitung von synthetischen Drogen. Die Herstellung von Amphetaminen, zu denen auch das Rauschmittel Crystal Meth gehört, habe stark zugenommen.

Laut UNODC haben 2012 weltweit rund 243 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 64 illegale Drogen konsumiert. Der allgemeine Drogenkonsum sei zwar stabil geblieben, stark gestiegen ist aber der Konsum von Amphetaminen. Mit 34 Millionen Konsumenten sind die synthetischen Drogen („Designerdrogen“) bei ihrer Verbreitung nach Cannabis (178 Millionen Konsumenten) bereits auf Platz zwei vorgerückt (vgl. UNODC, Pressemitteilung, online, 26. 6. 2014). Die Zahl der synthetischen Drogensorten hat sich zwischen den Jahren 2009 und 2013 von 166 auf 348 Rauschmittel mehr als verdoppelt. International kontrolliert und verboten sind 234 Drogen.

In Europa wurde Cannabis im Jahr 2013 von 5,3 Prozent (18,1 Millionen) der Bevölkerung konsumiert, wobei vor allem junge Menschen davon Gebrauch machen: 14,6 Millionen der Konsumenten waren im Alter zwischen 15 und 34 Jahren (vgl. Standard, online, 27. 5. 2014).

Eine Mehrheit der Österreicher ist laut jüngster Umfrage gegen eine Cannabis-Legalisierung. Sowohl VP-Justizminister Wolfgang Brandstetter als auch SP-Gesundheitsminister Alois Stöger setzen auf Therapie und auf Prävention (vgl. Salzburger Nachrichten, online, 5. 7. 2014). Der Konsum von Suchtmitteln wie Cannabis dürfe keinesfalls erleichtert werden, so Brandstetter.

Institut für Medizinische
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