Bioethik aktuell

US-Studie: Schwangere konsumieren Marihuana trotz Gefahren

Frauen stufen den Drogenkonsum für das Baby als harmlos ein

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Studien zeigen, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft das Cannabisprodukt Marihuana konsumiert haben, häufiger kognitive Nachteile haben und Verhaltensauffälligkeiten aufweisen (vgl. u. a. Deutsches Ärzteblatt, online, 23.6.2016). Doch schwangere Frauen scheinen sich dieses Problems kaum bewusst zu sein und stufen den Drogenkonsum als harmlos ein. Auf diese Gefahr weist nun eine aktuelle in JAMA publizierte Studie (2017; 317(2): 207-209, Doi: 10.1001/jama.2016.17383) hin.

In zahlreichen US-Bundesstaaten wurde das Cannabisprodukt legalisiert, womit offenbar auch die Hemmschwelle zum Konsum gesenkt wurde. Zwischen 2001 und 2013 verdoppelte sich der Zahl der 18 bis 44-Jährigen, die Marihuana konsumierten.

In der aktuellen Studie analysierten die Public Health-Forscher analysierten die jährlichen Umfragedaten von rund 200.000 Frauen im Alter zwischen 18 und 44 Jahren aus den Jahren 2002 bis 2014. 5 Prozent von ihnen war schwanger. Insbesondere bei jüngeren Frauen ist ein bedenklicher Trend zum Marihuanakonsum festzustellen: 7,5 Prozent der Schwangeren zwischen 18 und 25 Jahren hatten angegeben, die Droge im vergangenen Monat geraucht zu haben. Sie hielten den Konsum - etwa zur Dämpfung von morgendlicher Übelkeit - für risikolos.

Diese Ergebnisse würden einen wichtigen Schritt zum Verständnis der Trends bei der Verwendung von Marihuana bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter darstellen. Studienleiterin und Epidemiologin Deborah Hasin und Kollegen von der School of Public Health der Columbia University fordern für jene Frauen, die eine Schwangerschaft in Betracht ziehen, und für Schwangere eine klare ärztliche Aufklärung über die Risiken des Konsums von Marihuana.

Das American College of Obstetricians and Gynecologists hat 2015 in einer Stellungnahme (Obstetrics and Gynecology 2015; 126: 234-8) vor den potenziellen Gefahren des Marihuana-Konsums in der Schwangerschaft gewarnt.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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