Die Pandemie und die Philosophie: Michel Foucault und die Lehre aus der Geburt der Klinik

Imago Hominis (2022); 29(3): 195-202
Wilhelm Donner

Zusammenfassung

Michel Foucault erarbeitete die Geschichte der Disziplinierung und der Klinik. Deren Spannung zwischen Disziplinierung und humanem Streben nach Freiheit wirkte nach. Der Beitrag versucht, Einblick in diese Arbeiten zu geben. Im 18. Jh. pflegte man Wahnsinnige als Kranke zu erfassen, aber Juristen trachteten, sie zu bestrafen. Im Mittelalter und danach waren Ausschlussmaßnahmen und Disziplinierung üblich. In Frankreich kam auch die Idee der Freiheit zum revolutionären Durchbruch. Dass sich Hygienemaßnahmen des Staates wie ein Ausnahmezustand anfühlen, ist neu in der Gesellschaft. Die Pandemie zeigte, wie Wissenschaft orientiert ist. Sie soll Ruhe schaffen, muss aber mit Ungewissheiten operieren.

Schlüsselwörter: Disziplinierung, Klinik, Foucault, Pandemie, Wahnsinn

Abstract

Michel Foucault elaborated histories of discipline and the clinic. The tension between discipline and the human striving for freedom has had a lasting effect. This article tries to provide insights into this work. In the 18th century, insane people used to be registered as sick, but jurists sought to punish them. In the Middle Ages and thereafter, exclusion and discipline were common. In France, the idea of freedom also made a revolutionary breakthrough. Sanitary measures taken by the state that felt like a state of emergency was new to society. The recent pandemic showed how science is oriented. It is supposed to create calm but must operate with uncertainties.

Keywords: discipline, clinic, Foucault, pandemic, insanity

Anschrift des Autors:

Dr. Wilhelm Donner
Vormaliger Chefredakteur der Fachzeitschrift
„Soziale Sicherheit“ der österr. Sozialversicherung
wilhelm.donner(at)aon.at

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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