Schwangerschaft auf Abruf? Warum Social Egg Freezing nicht der richtige Weg ist

Imago Hominis (2014); 21(1): 12-16
Giovanni Maio

„Mutter werden, wann man will“, so titelte ein deutsches Magazin im Sommer 2013, als es über Social Egg Freezing berichtete. Mit diesem eher irreführenden Begriff wird das Einfrieren der Eizellen oder von Eierstockgewebe mit dem Ziel, die Keimzellen für eine Schwangerschaft nach eigenem Wunschzeitpunkt einzusetzen, bezeichnet. Bei diesem „Schockeinfrieren“ handelt es sich um eine Methode, die ursprünglich dafür gedacht war, jungen Krebspatientinnen die Eizellen zu entnehmen, um sie vor einem Schaden durch die Krebstherapie zu schützen und sie dann später bei gegebenem Kinderwunsch wieder einzusetzen. Handelte es sich also ursprünglich um ein medizinisch angezeigtes Verfahren, so hat sich neuerdings diese Zielsetzung verändert, indem die Methode jetzt sozusagen auf Wunsch eingesetzt wird. Daher auch der Begriff des Social Freezing, weil die Indikation (die medizinische Angezeigtheit) allein sozial bedingt ist und nicht krankheitsbedingt. Es geht hier also um nichts anderes als um die Etablierung einer Fertilisationsreserve, auf die man zu einem Zeitpunkt der eigenen Wahl beliebig zurückgreifen zu können glaubt. Bei dieser Methode der Rücklage von Keimzellen als Vorratsschrank wird die Entkoppelung der Fortpflanzung besonders augenscheinlich, und zwar in Form einer zeitlichen Entkoppelung.

Was ist nun davon zu halten? Zunächst erscheint die Methode verheißungsvoll. Sie verspricht, die tickende biologische Uhr endlich anhalten zu können. Sie verspricht nicht weniger als Zeit. So wurde in einem Bericht des Hamburger Abendblattes ein anerkannter Reproduktionsmediziner mit folgender Aussage zitiert: „Mit dem social freezing bekommt man etwa zehn bis 15 Jahre geschenkt.“ So sind schon die Fachbegriffe nicht zufällig gewählt: Mit Social Freezing wird eben suggeriert, dass mit den Eizellen auch die verrinnende Zeit in der rush hour-Phase des Lebens eingefroren wird. Das macht diese Methode so phantastisch, weil sie an einen Menschheitstraum rührt, den Traum von der Überwindung der Zeit. Soweit die Suggestion. Aber ist das denn tatsächlich so?

Schauen wir zunächst auf die rein medizinische Seite. So einfach es sich zwar anhören mag, Eizellen einzufrieren – de facto ist das eine Prozedur, die nicht ohne gesundheitliche Risiken einhergeht. Jeden Monat reift eine Eizelle heran, doch für eine mögliche Schwangerschaft in vitro ist es notwendig, mehrere Eizellen zu haben. Daher müssen die Frauen zunächst mit entsprechenden Hormonen stimuliert werden. Allein schon diese Hormonbehandlung ist nicht risikolos, in jedem Fall beschwerlich, weil sie mit deutlichen Nebenwirkungen einhergeht wie Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen und Durchblutungsstörungen. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Überstimulation kommen mit entsprechenden Zystenbildungen. Zu den Belastungen der Hormonstimulation kommen noch die Belastungen der Eizellenpunktion, die meist in Vollnarkose erfolgen muss und schon von daher nicht ohne Risiko ist. Hinzu kommt, dass eine Schwangerschaft in späteren Jahren auch mit erhöhten Komplikationsraten einhergeht. Aber es ist ja nicht nur die körperliche Belastung, sondern auch eine nicht unbeträchtliche finanzielle Belastung (rund 2.000 Euro), zu der die jährlichen Kosten für das Lagern der Eizellen in Stickstoff kommen, die sich in etwa auf 300 Euro im Jahr belaufen. All diese Kosten werden von den Krankenkassen nicht übernommen.

Lässt sich die Zeit wirklich einfrieren?

Noch wichtiger ist aber die Frage, inwieweit diese Methoden das Versprechen des Einfrierens der Zeit tatsächlich halten können. Rein naturwissenschaftlich muss hierzu bemerkt werden, dass die weibliche Fruchtbarkeit zwischen 20 und 25 Jahren am höchsten ist und danach stetig sinkt, ab 30 nimmt sie sogar rasant ab, schon ab 27 Jahren rapide. Wenn man diese Methode mit weit über 30 in Anspruch nimmt, ist es also eigentlich schon zu spät. Das belegen die Zahlen; die Chancen, dass man im Alter von 35 mit einer aufgetauten Eizelle, die man mit 30 einfrieren ließ, tatsächlich schwanger wird, liegen bei 7-12 Prozent.1 Das heißt also, dass zwar die Eizellen als eine psychologische Rückversicherung zurückgelegt werden, aber faktisch ist diese Rückversicherung in den meisten Fällen eher trügerisch. Die Frauen werden also dazu verleitet, sich in einer Scheinsicherheit zu wiegen. Mehr noch, diese Technik verspricht, dass man sich vom Schicksal ganz lösen und die Reproduktion ganz in die eigene Hand nehmen könne. Sie verspricht nicht weniger als eine Zunahme an Autonomie. So wurde in einem Artikel der ZEIT kürzlich eine Frau zitiert, die bezogen auf das Social Egg Freezing Folgendes zu Protokoll gab: „Nun können Frauen selbst entscheiden, wie lange sie Kinder bekommen wollen. Damit sind wir Männern gegenüber nicht mehr im Nachteil.“2 Wer möchte nicht lieber selbst entscheiden, wie lange man Kinder bekommen kann? Eine solche Verheißung hat insofern eine große Attraktivität. Vor dem Hintergrund der klinischen Zahlen aber entpuppt sich dieses Versprechen geradezu als trügerisch. Denn es mag schon sein, dass man auch jenseits der Vierzig mittels der Methode des Social Freezing noch Kinder kriegen kann, von einer Selbstverständlichkeit oder hohen Wahrscheinlichkeit kann jedoch keine Rede sein. Vor dem Hintergrund wenig zuversichtlich stimmender Zahlen hat die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtsmedizin in einer offiziellen Stellungnahme in kaum zu überbietender Klarheit verdeutlicht: „Das Einfrieren von Eizellen vor einer Krebstherapie ist gerechtfertigt, um jungen Krebspatientinnen nach dem Behandlungsende eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Die Erfolgsraten vor allem bei Frauen über 35 Jahren stellen allerdings keine ‚Versicherung’ dar, um das Einfrieren als Instrument der Familienplanung einzusetzen.“3

Diesem wissenschaftlichen Statement steht die Wahrnehmung dieser Technik in der Öffentlichkeit gegenüber. In jedem Fall tut sich hier eine Kluft auf zwischen den wie auch immer generierten Hoffnungen und den offiziellen Verlautbarungen der seriösen wissenschaftlichen Gesellschaften. Das Social Freezing kann nicht zuletzt ein sehr lukratives Geschäft mit der Angst vieler Frauen bedeuten, und dies zeigt auf, wie schädlich gerade in diesem Bereich die Implementierung von Werbestrategien sein kann, weil die Werbung nicht nur übersteigerte Hoffnungen generiert, sondern überdies eine Bagatellisierung der Risiken bedeuten kann. Der Berner Gynäkologe Michael von Wolff hat diese Kluft sehr schön auf den Punkt gebracht, als er kürzlich in der Schweizerischen Ärztezeitung schrieb: „Letztlich sind nur zwei Dinge sicher: Der sicherste Weg zu einem eigenen Kind ist eine Schwangerschaft mit < 35 Jahren und einer der unsichersten ist ein social freezing mit > 35 Jahren.“4

Leben im Modus der Multioptionalität

Die Fortpflanzung wird unserem Kontrollbedürfnis unterworfen und die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin suggerieren, man könne die Fortpflanzung geradezu beliebig planbar und den eigenen Wünschen verfügbar machen. Bezeichnenderweise führt die Internetseite „www.familienleben.ch“ die Methode des Social Freezing mit folgenden Verheißungen ein: „Passen Kinder in meine Karriereplanung? Will ich mein Leben erst noch ohne Kinder genießen?“ Diese Verheißungen machen deutlich, wie sehr wir dabei sind zu verlernen, dass im Leben alles seine Zeit hat. So ist die Zeit des Kinderkriegens die junge Zeit des Aufbaus und nicht die alte Zeit des Arriviertseins, weil man nur so einen nicht zu großen Abstand zum Kind haben kann. Die Technologien suggerieren, es sei falsch, sich dem zyklischen Verlauf des Lebens unterzuordnen und ihn als gegeben anzunehmen. Stattdessen wird dem Einzelnen die Verantwortung zugeschrieben, selbst die Zeit festzulegen, nach vollkommen eigenen Kriterien. Was zunächst als Zugewinn erscheint, könnte sich bei genauer Betrachtung als Handicap erweisen. Denn die größte Gefahr, die vom Social Freezing ausgeht, ist seine suggestive Kraft.

Diese Methode suggeriert, man könne die Zeit anhalten und man könne es sich leisten, sich mit dem Kinderkriegen Zeit zu lassen. Das heißt, dass allein die Existenz dieser Technik Paare dazu veranlassen könnte, die Verwirklichung des Kinderwunsches immer weiter nach hinten zu verschieben, auf einen noch „optimaleren“ Zeitpunkt, weil es ja diese Technik gibt. Bedenken wir, dass wir in einer Zeit leben, in der es Menschen immer schwerer fällt, überhaupt Entscheidungen zu treffen, vor allem aber Entscheidungen bezogen auf den Lebenspartner, bedenken wir, dass gerade heute viele Menschen sich nicht trauen, sich auf einen Partner festzulegen, weil sie insgeheim immer denken, sie könnten auf eine noch bessere „Partneroption“ stoßen, so wird deutlich, wie gefährlich diese Technik ist. Wir leben, wie Peter Groß dies treffend beschrieben hat, in einer Multioptionsgesellschaft. Wir möchten uns so lange wie möglich so viele Optionen wie möglich offenhalten. Jede Verringerung an Optionen kommt uns als Verlust vor, und ab dem Moment, da wir uns für einen bestimmten Partner entscheiden, entscheiden wir uns gleichzeitig gegen viele andere, wir beschneiden also unsere Optionen. Vor diesem Hintergrund sind viele Menschen ihr Leben lang auf der Suche nach der noch besseren Option für ihr Leben und versäumen, sich irgendwann wirklich zu binden. Insofern kann die Technik auch zu einer Einladung werden, in diesem Modus des Multioptionslebens zu verharren – und sich damit auch noch die letzte Chance auf ein Kind zu verbauen.

Es kann sehr hilfreich sein, sich bereits im Vorfeld diese so subtilen Gefahren vor Augen zu führen. Sich vor Augen zu führen, dass das eigentlich Gefährliche an dieser Technik darin liegt, dass sie uns dazu verführen könnte, unsere optionale Lebensweise auch in Bezug auf den Nachwuchs noch zu verstärken, um am Ende womöglich ganz leer auszugehen. Dies zeigt auf, dass eben kein Zusammenhang besteht zwischen einem Zuwachs an Möglichkeiten und der Freiheit, sich für eine dieser Möglichkeiten zu entscheiden. Denn man darf nicht vergessen, dass mit der Potenzierung von Möglichkeiten im Zweifelsfall auch Unfreiheit einhergeht, und zwar Unfreiheit, die aus der Unsicherheit resultiert, aus dem Zweifel, aus dem Zaudern, aus der Angst. Vor lauter Möglichkeiten traut man sich nicht, sich festzulegen, und zwar aus der Angst heraus, sich für das Falsche bzw. nur Zweitbeste zu entscheiden und somit das Optimum zu verfehlen. Wir möchten heute eben in allen Bereichen nicht nur gut, sondern optimal entscheiden, und damit werden wir tendenziell entscheidungsunfähig.5

Zeitdruck fokussiert auf das Wesentliche

Etwas Grundlegendes wird hier deutlich: Wir empfinden den Zeitdruck, sich für eine Familie zu entscheiden, als bloße Last, als lästiges Hindernis. Aber wir verkennen, dass aus dem biologisch bedingten Zeitdruck auch ein Wert entspringen kann, und das ist der Wert der Selbstreflexion. Wenn wir wissen, dass wir wenig Zeit haben, werden wir gezwungen, über uns nachzudenken, uns klarzuwerden, welches Leben wir führen wollen. Der Zeitdruck kann also eine Intensivierung des Lebens bedeuten, weil wir gezwungen werden, nach unserer Identität zu suchen und uns Gewissheit darüber zu verschaffen, wer wir sein wollen. Der Zeitdruck ist wie eine Lupe, die auf das Wesentliche fokussiert. Er diszipliniert uns, indem er uns davor bewahrt, uns weiter zu zerstreuen. Er mahnt uns, jetzt zu entscheiden, jetzt Klarheit herzustellen und nicht weiter vor einer Entscheidung zu flüchten. Das heißt, dass der Zeitdruck etwas Bereinigendes und auch etwas Klärendes haben kann. Man kann sagen, der Zeitdruck ist genauso schmerzhaft wie notwendig für ein gutes Leben. Es stellt sich also die große Frage, ob das Social Freezing tatsächlich einen Zeitgewinn bedeutet oder ob es nicht vielmehr dazu verleitet, vor einer Festlegung zu flüchten, einer Entscheidung über Lebensprioritäten weiter auszuweichen.

Etwas anderes kommt hinzu: Es ist heute sehr schwer für junge Frauen, ihre beruflichen Ziele mit den Zielen der Familiengründung so zu vereinbaren, dass sie ohne Konflikte leben können. Vor diesem Hintergrund wird der Plan der Familiengründung oft nach hinten verschoben, bis es nicht mehr geht. Nun hat man eine solche Technik auf den Weg gebracht, und plötzlich scheint dieses Grundproblem etwas entschärft zu sein. Kaum jemand bemerkt, dass man hier ein strukturell-soziales Problem biologisch zu lösen gedenkt. Kaum jemand bemerkt, dass man die strukturell-sozialen Gegebenheiten so belassen möchte, um das Problem stattdessen auf dem Rücken der Frauen zu „lösen“. Man tastet lieber die körperliche Integrität der Frau an anstatt die strukturell-sozialen Verhältnisse anzutasten. Das scheint mir in einem massiven Widerspruch zu der Rhetorik der Freiheit zu stehen, die bei der Implementierung des Social Freezing angewendet wird.

Und mehr noch: Man isoliert die Eizellen und glaubt, dass man mit der Konservierung der Eizellen in einem „jungen“ Zustand die Mutter selbst konserviert hätte. Es wird viel zu wenig bedacht, dass zwar die Eizellen eingefroren werden, dass aber nicht nur die Mutter, sondern auch ihr gesamtes Umfeld in dieser Zeit des Eingefrorenseins weiter „altert“. Das heißt, man hat zwar die Keimzelle eingefroren, aber damit doch nicht die Zeit. Die Zeit des Älterwerdens der Frau schreitet weiter, immer weiter. Und die Zeit des Älterwerdens der Umgebung der Frau, ihr soziales Umfeld, ihre Lebensgewohnheiten, alles passt sich dem zunehmenden Alter an. Das heißt, wenn man glaubt, jetzt könnte das Kind auch später kommen, weil ja die Eizellen jung geblieben sind, so muss man doch anerkennen, dass dieses Kind in eine vergleichsweise „alte“ Umgebung hineingeboren wird, das heißt, dass der Abstand zur Mutter eben immer größer geworden ist und damit natürlich auch der Abstand zum sozialen Umfeld der Mutter, vielleicht gar zu den Geschwistern, Onkeln, Tanten etc. Das Problem ist hier also der zunehmende Altersabstand des Kindes zu seiner vorangehenden Generation. Man mag jetzt einwenden, dass ja Väter auch keine biologische Uhr hätten und es daher im emanzipatorischen Sinne wäre, durch das Social Freezing eine Gleichberechtigung herzustellen. Aber hier wird verkannt, dass die späte Vaterschaft ihrerseits keineswegs moralisch positiv besetzt ist, sondern oft als eine egozentrische Entscheidung wahrgenommen wird.

Die Spirale des Machbaren

All das mag nicht genügen, um das Social Freezing zu verbieten, aber diese Überlegungen machen doch deutlich, dass es dringlichste Aufgabe gerade der Ärztinnen und Ärzte sein muss, auf diese Implikationen ebenso hinzuweisen wie auf die technischen Möglichkeiten. Je mehr die Paare nur mit den Möglichkeiten der Technik konfrontiert werden, ohne dass sie darauf vorbereitet werden, was diese Techniken als Herausforderungen für sie und ihr ganzes Leben mit sich bringen, wird sich eine Spirale der Machbarkeit weiterdrehen, und man wird viel zu spät erkennen, was man da eigentlich gemacht hat.

So kann es nicht darum gehen, Paare mit unerfülltem Kinderwunsch mit technischen Möglichkeiten zu konfrontieren und sie dann allein zu lassen, wenn die Technik an ihnen scheitert, möglicherweise gar mit dem Gefühl, nicht die Technik habe versagt, sondern sie selbst. Viele Frauen erfahren den Misserfolg als ein persönliches Scheitern, was eine verquere, aber nichtsdestotrotz dramatische Umkehrung der technischen Obsession in Schuld darstellt. „Ich habe Angst vor dem Versagen (meines Körpers)“ – schon dieser nicht selten geäußerte Satz sollte einen nachdenklich stimmen.

Könnte eine humane Medizin nicht sogar dazu beitragen, das Scheitern einer Technik im Hinblick darauf, eine Schwangerschaft herbeiführen zu können, nicht nur als ein Versagen zu erfahren, sondern auch im Sinne der Demut vor der letztendlichen Unverfügbarkeit des Kindes? Anstatt eine absolute Kontrollierbarkeit und Verfügbarkeit der Schwangerschaft zu suggerieren, sollten wir auch angesichts des ungeborenen Lebens das zurückgewinnen, was wir vielleicht am meisten verloren haben: eine Grundhaltung der Demut. Denn bei aller Technik wohnt dem Anfang eines Menschen immer noch etwas Geheimnisvolles inne. Es gibt so etwas wie ein Geheimnis der Entstehung des Menschen, und gerade dieses Geheimnis des Anfangs fordert auf zur Demut. Es fordert auf zu der Einsicht, dass das Entstehen eines Menschen nicht als machbar und restlos planbar und immerzu verfügbar, sondern immer als ein unverfügbares Ereignis anzusehen ist. Max Scheler hat das so ausgedrückt: „Demut öffnet das Geistesauge für alle Werte der Welt. Sie erst, die davon ausgeht, dass nichts verdient sei und alles Geschenk und Wunder, macht alles gewinnen.“6 Was wir also der Technik zum Trotz bewahren müssen, ist unsere innere Einstellung zu dem Kind, dem wir nicht mit der Haltung des Bestellenwollens gegenübertreten dürfen. Diese Gefahr verbirgt sich hinter der einseitig technischen Lösungsstrategie der modernen Medizin, wie das durch das Social Freezing anschaulich zur Geltung kommt.

Referenzen

  1. Nawroth F., „Social freezing“ – Pro und Contra, in: Der Gynäkologe (2013); 9: 648-652
  2. Spiewak M., Die biologische Uhr anhalten, in: DIE ZEIT, Heft 39 vom 19. Juli 2013
  3. siehe Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Tiefgekühlte Eizellen – Möglichkeiten für spätere Schwangerschaften, publiziert in: www.dggg.de/leitlinienstellungnahmen/stellungnahmen/ (letzter Zugriff am 20. Februar 2014)
  4. von Wolff M., „Social freezing“: Sinn oder Unsinn?, in: Schweizerische Ärztezeitung (2013); 94: 393-395, hier S. 395
  5. Bozzaro C., Ein Kind ja, aber erst irgendwann... Überlegungen zum Einsatz von Egg- und Ovarian-Tissue Freezing, in: Maio G., Eichinger T., Bozzaro C. (Hrsg.), Kinderwunsch und Reproduktionsmedizin – Ethische Herausforderungen der technisierten Fortpflanzung, Karl Alber, Freiburg (2013), S. 233-249
  6. Scheler M., Zur Rehabilitierung der Tugend, Arche Verlag, Zürich (1950), S. 18 ff.

Anschrift des Autors:

Prof. Dr. med. Giovanni Maio, M.A. phil.
Lehrstuhl für Medizinethik
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