Irische Pubs und Restaurants: rauchfreie Arbeitsplätze

Imago Hominis (2004); 11(4): 250
Friedrich Kummer

Der irische Gesundheitsminister Micheál Martin TD initiierte Anfang 2003 ein Gesetz zum „rauchfreien Arbeitsplatz“, das von allen Parteien und laut Meinungsumfragen von 70% der Bevölkerung unterstützt wurde, sodass es am 29. März 2004 im Parlament verabschiedet werden konnte.

Das Besondere daran war der ausdrückliche Einschluss der traditionellen Pubs und Restaurants als rauchfreie Arbeitsplätze. Während der Begutachtungsphase des Gesetzes rief dieses zunächst Empörung bei Teilen der Gastronomie hervor. So lancierte die „Irish Hospitality Industry Alliance“ (IHIA) eine koordinierte Kampagne gegen das neue Gesetz. Es wurde mit der Einschränkung der bürgerlichen Freiheit, mit katastrophalen ökonomischen Konsequenzen und Zerstörung des sozialen Gefüges der Gesellschaft gedroht. Außerdem vermutete die IHIA, dass das Gesetz nicht administrierbar sei. Die „Irish Pubs“ seien schließlich spezifische Orte der sozialen Interaktion, die Pubs seien Teil der irischen Kultur und Tradition, Ziel von ausländischen Besuchern, die der irischen Lebensart nachspüren wollen. Ferner seien die Pubs als solche zunächst Exportartikel geworden, da sie als Imitation in anderen Ländern errichtet worden seien.

Doch der Minister blieb unbeugsam und konnte das Gesetz – siehe oben – schließlich durchbringen.

Ein halbes Jahr später berichtete Minister Micheál Martin über eine Evaluierung der Pubs bezüglich Effekt und Akzeptanz des Gesetzes. Dabei stellte sich heraus, dass die Umstellung auf „rauchfrei“ bei 95% der Pubs bestens akzeptiert wurde und keine Probleme bereitet hatte. Es wurden keine Schließungen von Pubs bekannt und der Marktwert von Pubs schien sogar zu steigen. Erste Zahlen zeigen, dass der Alkoholkonsum um ca. 15% zurückgegangen, der Speisenkonsum aber gestiegen ist.

Interessanterweise ist die Akzeptanz gerade bei entwöhnungswilligen Rauchern groß, da sie hier eine sanfte, aber wirksame Unterstützung sehen, das Rauchen ganz aufzugeben. Schließlich scheint es immer weniger attraktiv zu sein, eine nette Tischgesellschaft wegen einer draußen zu rauchenden Zigarette zu verlassen. Auch der Wegfall von Rauchgeruch in Kleidern und Haaren durch die Rauchfreiheit der Pubs wurde allgemein begrüßt.

Ein Nebeneffekt: Die Verkaufszahlen für Heizgeräte auf den Bürgersteigen vor den Pubs haben eine raketenhafte Zunahme verzeichnet…

Alles in allem hat die Evaluierung des Rauchverbots in Irish Pubs ein durchaus positives Ergebnis erbracht. Die Unkenrufe sind verstummt, die dem Gesetz Bürgerfeindlichkeit, Bruch mit irischer Tradition und ökonomische Katastrophen vorhergesagt hatten. Dem irischen Minister for Health and Children, Micheál Martin TD ist zu gratulieren, dass er – unterstützt von der European Respiratory Society – bei der Implementierung des Gesetzes standhaft geblieben ist.

Referenzen

  1. McNicholas W. T., Controlling passive smoking through legislation in Ireland: an attack on civil liberty or good public health policy?, Eur Respir J (2004); 24: 337-338

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Prim. Univ.-Prof. Dr. Friedrich Kummer
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