Bioethik aktuell

Public Health: Cannabis-Legalisierung bringt Milliardengewinne

Psychiater warnen vor einer Freigabe: Es gibt kein "gesundes" Cannabis

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Die Legalisierung des Konsums von Cannabis ist nicht nur eine Frage der Weltanschauung, offenbar spielen auch handfeste ökonomische Interessen eine Rolle. So erwarten Marktexperten für den US-Bundesstaat Kalifornien eine satte Umsatzsteigerung und einen Job-Boom, weil mit 1.1.2018 Cannabis für den Freizeitgebrauch als reines Genussmittel freigegeben wurde. Allein in Kalifornien dürften demnach 100.000 Arbeitsplätze direkt in der Cannabisindustrie entstehen, USA-weit mehr als 400.000, heißt es in einer von der Unternehmensberatung Arcview erstellten Studie, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 3.1.2018). Bis zum Jahr 2021 würden rund 40 Milliarden Dollar (33,2 Milliarden Euro) erwirtschaftet. Die Berechnungen beinhalten sowohl Ausgaben der Verbraucher als auch Einnahmen der Cannabisanbauer und ihrer Subunternehmer sowie des weiteren Geschäftsumfeldes wie Supermärkte.

In Kalifornien darf nun jeder ab 21 Jahren bis zu 28,3 Gramm Cannabis kaufen und bis zu sechs Cannabis-Pflanzen selbst anbauen. Der Handel mit der Droge ist allerdings nur mit einer Lizenz des Bundesstaates und der jeweiligen Kommune erlaubt. Die Steuern sind mit bis zu 35 Prozent sehr hoch.

Bereits 2015 hatte der Weltdrogenbericht anhand des US-Bundesstaats Colorado analysiert, mit welchen Folgen man bei einer Legalisierung von Cannabis rechnen muss: Der Konsum steigt deutlich, ebenso ist die Zahl an Anrufen bei Gift-Notfallstellen sprunghaft gestiegen sowie die Inanspruchnahme der Notaufnahmen von Krankenhäusern - erstmals auch Fälle von Kindern, die Cannabis-Produkte verschluckten. Die Justiz sei weniger belastet, da der Cannabisbesitz nicht mehr strafbar ist. Und der Staat konnte erhöhte Steuereinnahmen verbuchen: Laut Berechnungen von BDS Analytics, einem wissenschaftlichen Partner von Arcview, ist in Kalifornien mit zusätzlich vier Milliarden an Steuereinnahmen binnen drei Jahren zu rechnen. Ein Vergleich zu den gesamtwirtschaftlichen Kosten aufgrund gesundheitlicher Schädigungen durch den erhöhten Konsums fehlt allerdings (vgl. Bioethik aktuell, 13.7.2015).

Cannabis ist die weltweit am häufigsten konsumierte Droge. In Österreich ist Cannabis unter den 15-bis 64-jährigen das führende Suchtmittel. Österreichische Psychiater haben vor einer Legalisierung des Cannabiskonsums gewarnt (vgl. Bioethik aktuell, 8.5.2017). Der Psychiater Kurosch Yazdi, Leiter der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Johannes-Kepler-Universitätsklinikum in Linz, appelliert in einem Standard-Interview (online, 11.12.2017) an Eltern: „Wer selbst konsumiert hat, sollte seine Erfahrungen keinesfalls verharmlosen. Das Cannabis, das Jugendliche heute rauchen, hat mit dem von vor 30 Jahren nichts zu tun, das ist wie ein 40-PS-Auto gegen ein 200-PS-Auto.“ Dass der Tabak als „ungesund“ verdammt und dafür Cannabis als „gesund“ propagiert werde, hält Yazdi für „absurd“. Cannabis sei für die Lungen noch schädlicher als Tabak, weil es bei höherer Temperatur verbrannt und meistens ohne Filter geraucht werde, so der Linzer Suchtexperte.

Weiterführende Literatur: Feuchtner, Monika, Illegale Substanzen: Fakten und Debatten - ein Überblick, in: Imago Hominis (2017); 24(2): 105-114.

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