Gast Editorial anlässlich der Festveranstaltung zum 80. Geburtstag von Professor Dr. Gottfried Roth im Otto-Mauer Zentrum des Katholischen Akademikerverbandes der Erzdiözese Wien

Imago Hominis (2003); 19(1): 9-10
Friedrich Breier

„Knowledge will forever govern ignorance; and a people who mean to be their own governors must arm themselves with the power which knowledge gives.“ James Madison (1751-1836)

Wissen wird für immer Unwissenheit regieren. Diesem Motto scheint unser Jubilar sein ganzes Leben lang offenbar gefolgt zu sein. Professor Dr. Gottfried Roth feierte am 7. Jänner 2003 seinen 80. Geburtstag. Er ist Gründungsmitglied der katholischen Ärztegemeinschaft, die er gemeinsam mit Lotte Zins, Christoph Groh, Wolfgang Müller-Hartburg und Erwin Schmuttermeier noch vor 1955 gegründet hat. Professor Roth war 33 Jahre Hauptschriftleiter der Viertel-Jahresschrift für medizinisch-ethische Grundsatzfragen, Arzt und Christ, eine Tätigkeit, mit der er nicht nur die Medizinische Welt sondern auch die Kirche als ordentliches Mitglied der Pontificia Academia pro vite mitgestaltet hat.

Durch zahlreiche Projekte, Vorträge, Diskussionen und Publikationen aber auch durch Rat und Tat ist er mit der katholischen Kirche im Allgemeinen, dem katholischen Akademikerverband und der katholischen Ärztegemeinschaft im Besonderen seit Jahrzehnten engstens verbunden. Wenn ich die Publikationen von Professor Roth analysiere, umfassen sie vier Schwerpunkte: Medizin, Theologie, Jurisprudenz und Philosophie.

Diese 4 Disziplinen finden sich auch in seinem „Ex libris“, symbolisiert durch Schlange, Kreuz, Waage und Eule. Die Publikationen, die Themen aus den oben genannten Fächern umfassen, erinnern mich an die Worte von Professor Wolfgang Graninger, der zum Thema eines erfolgreichen Medizinerlebens, sagte: „Sie müssen einen Lebenslauf haben, von dem drei Leute leben können.“ Professor Roth verfügt über einen Lebenslauf, von dem sicher vier Menschen leben könnten: ein Arzt, ein Theologe, ein Jurist und ein Philosoph.

Wenn heute eine wissenschaftliche Arbeit publiziert wird, müssen Zitate angeführt werden, auf die sich die wissenschaftlichen Ansätze, Thesen oder Resultate begründen, bzw. welchen sie widersprechen. Dazu hat Mimi Zeiger, Lecturer for Scientific Writing vom Cardiovascular Research Institute, California, USA eine Regel publiziert, welche vier Arbeiten mindestens genannt werden sollten:

(i) the first

(ii) the most important

(iii) the most elegant

(iv) the most recent1

Professor Roth hat mir die Auswahl seines wissenschaftlichen Oeuvres genannt: Der wissenschaftliche Bogen spannt sich über „Zum Begriff des Unbewussten“2 als „the first paper" aus dem Jahr 1954, über „Psychotherapeutische Konzepte bei Thomas von Aquin“3, als „the most important“ und „Authentische Pastoralmedizin“ sowie „Medicina pastoralis – 150 Jahre Pastoralmedizin in Österreich“4, als „the most elegant" bis zu „Erwägungen über die innere Verbindung von Schlaf und Abendgebet“5, als „the most recent“ paper, welches derzeit im Druck ist.

Bei der Festveranstaltung zu Ehren des 80. Geburtstages von Professor Roth hat Professor Johannes Bonelli die Laudatio verfasst. Professor Bonelli, Facharzt für Innere Medizin – Kardiologe, ein Arzt, der seinen Fokus auf dem Herzen aber auch in der Seele hat – er ist durch zahlreiche Projekte in Publikationen, aber auch gemeinsame Gedanken in Ethik und Medizin mit unserem Jubilar durch viele Jahre verbunden. Deswegen freue ich mich, dass es sehr leicht war, zwei prominente Herren zu gewinnen, die zu Ehren von Professor Roth in dieser Festschrift publizieren:

Der Autor des Festvortages ist Prof. Dr. Johannes Gobertus Meran. Professor Meran ist Hämatoonkologe und hat, wie Professor Roth in den Fachbereichen, die oben genannt wurden, publiziert: Medizin, Theologie, Jurisprudenz und Philosophie. Der Festredner ist Professor für Pastoralmedizin an der Philosophisch-theologischen Hochschule in Heiligenkreuz und somit der Nachfolger von Professor Roth. Wir freuen uns, dass er zu folgendem Thema ausgewählte Worte zu Ehren des Jubilars gefunden hat: „Lebensqualität, Aussichtslosigkeit und Therapiebegrenzung“.

Professor Weismayer ist Studiendekan der Katholisch-Theologischen Fakultät und Ordinarius für Dogmatik an der Universität Wien, und ebenfalls mit Professor Roth über viele Jahre verbunden. Er verfasste eine grundlegende Arbeit in der Festschrift mit dem Titel: „Fragen an der Grenze zwischen Spiritualität und Psychopathologie. Eine Würdigung zu Prof.Dr. Gottfried Roths 80. Geburtstag“.

Professor Roth möchte ich auch für einen praktischen Hinweis zum Thema Depression danken, der für seinen sorgfältigen und liebevollen Umgang mit Patienten charakteristisch ist: „Wenn Sie einen Patienten mit einer Depression behandeln, ist die ständige, konsequente Begleitung sehr wesentlich! Wichtig ist, mit diesem Patienten eine definierte Verabredung zu vereinbaren. Ein angekündigter Anruf am nächsten Tag kann für einen solchen Menschen eine Hoffnung sein, ein Fixpunkt für den nächsten Tag.“

An dieser Stelle möchte ich den Autoren danken, sowie der Schriftleitung von Imago Hominis, die diese Festschrift in der Märzausgabe von Imago Hominis ermöglicht haben.

Somit möchten wir auch auf diesem Wege unserem Jubilar zum 80. Geburtstag herzlich gratulieren, ihm für seine großartigen Dienste danken, ihm wünschen, dass er mit seiner Familie noch viele schöne, gesunde und kreative Jahre erlebt und mit uns so liebevoll und stimulierend verbunden bleibt, wie bisher.

Referenzen

  1. Zeiger, M., Chapter 9. References. In: McGraw-Hill, INC., Essentials of writing biomedical research papers, New York (1991), S. 247-254
  2. Roth, G., Zum Begriff des Unbewussten, Wi Archiv Psych Psychiatr Neurobiol (1954); IV; 3: 1-7
  3. Roth, G., Psychotherapeutische Konzepte bei Thomas von Aquin, Semin Kathol Akademie, Wien (2001); S. 1-11
  4. Roth, G., Authentische Pastoralmedizin, Glaube und Politik (1991), Berlin (1991), S. 339-352; Roth, G., Medicina pastoralis – 150 Jahre Pastoralmedizin in Österreich, Österr. Ärztezeitung 42/24 (1987), S. 29-30
  5. Roth, G., Erwägungen über die innere Verbindung von Schlaf und Abendgebet. Ann Cisterciensae (in press)

Anschrift des Autors:

Doz. Dr. Friedrich Breier
KH Lainz, Abt. für Dermatologie
Wolkersbergenstraße 1
A-1130 Wien

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
Unterstützt von: